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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Long Night

Frank Strozier

Milestone/ZYX MCD-47095-2
(79 Min., 9/1961, 3/1962) 1 CD

Dieses weder besonders beworbene noch sonst in die Augen stechende Album ist eine der wichtigsten Wiederveröffentlichungen der letzten Monate, enthält es doch die beiden, vermutlich seit vierzig Jahren nicht mehr aufgelegten Jazzland-Alben "Long Night" und "March of the Siamese Children" des Altisten und Flötisten Frank Strozier.
In der besten aller Musik-Welten käme jetzt von Seiten des lesenden Jazz-Freundes ein erfreutes "Aaahhh!" und ich könnte mir weitere Kommentare sparen. Die Realität sieht aber so aus, dass ein Künstler von Stroziers Format seit fünfundzwanzig Jahren kein Album mehr aufgenommen und sich offensichtlich aus Frustration aus dem Musikleben zurückgezogen hat und man daher in einer auf das Allerneueste fixierten Zeit seine Bekanntheit kaum voraussetzen kann. Dabei spielte er bald nach diesen Aufnahmen zusammen mit Harold Mabern und George Coleman (Freunden aus der Heimatstadt Memphis, die hier auch zu hören sind) einige Zeit bei Miles Davis, der ihn für einen sehr guten Musiker hielt, der lediglich nicht in seine Band passte. Am besten ist Strozier als langjähriger musikalischer Weggefährte von Shelly Manne in Erinnerung.
Das Spiel des Parker-Schülers wird meist mit dem von Jackie McLean verglichen, doch ist es cooler und von einer weit größeren melodischen Süße und klanglichen Zartheit. Viel eher ähnelt Stroziers Stil dem von Cannonball Adderley, doch ist seine Heiterkeit wesentlich introvertierter, sein Strahlen verhaltener als die des wesentlich druckvoller spielenden Starsaxofonisten.
Das erste der beiden Alben vereint Quartett- und Sextett-Aufnahmen, bei denen Strozier auch als begabter Themen-Komponist und Arrangeur zu Tage tritt. Hier zeigt auch der Pianist Chris Anderson, warum er ein wichtiger Einfluss für Herbie Hancock war. Den Bass zupft Bill Lee, dessen Sohn Spike heute ein bekannter Film-Regisseur ist. Dass auch er Beachtung verdient, zeigen Bill Lees Kompositionen auf dem zweiten Album, einer locker swingenden Hardbop-Quartett-Session. Stroziers Sound ist gewinnend, seine Chorusse haben Format. Er hätte ein Comeback verdient!

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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