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N° 1298
25. - 31.03.2023

nächste Aktualisierung
am 01.04.2023



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Train Songs

Spring String Quartet

CCnC/Note 1 02022
(56 Min., 2001) 1 CD

Das Streichquartett, seit Joseph Haydn Herzstück der klassischen Kammermusik, ist inzwischen auch Teil des Jazz (im weitesten Sinne des Wortes). Aus allen Ecken - Bebop (Modern String Quartet), Neuer Musik (Kronos Quartet), Bluegrass (Greene String Quartet) - kamen sie im ausgehenden 20.Jahrhundert. Kennzeichen all dieser Gruppen war und ist eine ungewöhnliche Bandbreite; die Geiger wechseln ohne mit der Wimper zu zucken zwischen Country, House und Kaffehaus, die Cellisten beherrschen die ganze Palette zwischen rockigem Ostinato und Dvorák-Kantilene.
Das seit 1997 bestehende oberösterreichische Spring String Quartet macht da keine Ausnahme. Der Cellist mimt mal den Jazzbassisten, mal den Rock-Bassgitarristen oder ist schlicht und ergreifend ein typischer Streichquartett-Cellist; und die anderen fiddeln und schrammen nach Herzenslust, zeigen dann mal wieder etwas von ihren klassischen Wurzeln und lassen sich von allen Richtungen anregen. Die vier Herren sind - was bei Streichquartetten noch nicht immer selbstverständlich ist - kompetente Improvisatoren, aber die Faszination geht eindeutig vom Zusammenspiel aus. Wie beim Zug zieht alles an einem Strang. Die Kompositionen kennt man von Jethro Tull oder von Jazz und Ball, die Rhythmen vom Duke oder vom Zug. Vom Zug?
Im Blues und im Jazz (man denke an Ellington), aber auch im Pop spielen Züge und Bahnhöfe eine große Rolle, unter anderem als Symbole für Aufbruch, Abschied, als Alltagseindruck reisender Musiker und wegen der faszinierenden Rhythmik des typischen Ratterns. Dementsprechend klingt das Spring String Quartet bei seiner Auswahl von "Train Songs" oft wie eine gut geölte Maschine, die (und das ist positiv gemeint) aber auch Sand im Getriebe hat. Weder Johann Strauß noch Billy Strayhorn oder Tom Waits entsprechen den Erwartungen. Die meisten Arrangements stammen von Michael Radanovics, und der hat sich einiges einfallen lassen. Der "A-Train" ist plötzlich eine schräg-dissonante Angelegenheit und John Coltranes "Grand Central" startet und hält als melancholisch-langsames Züglein, das zwischendrin wie vergnügt über die Gleise hüpft.

Marcus A. Woelfle, 05.09.2002



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