Souljazz-Saxofonisten der 60-er Jahre wie Stanley Turrentine, Jimmy Forrest, Red Holloway oder Houston Person werden von Jazzpuristen kaum wahrgenommen. Was haben sie verbrochen? Sie fanden zur Zeit Coltranes und Shepps vom Hardbop nicht zur Avantgarde, sondern spielten jene von Blues und Gospel durchtränkte Musik, die populär war, weil ihre Grooves in die Beine gingen, weil das Repertoire von Soul-Größen (hier z.B. Curtis Mayfield) stammt, weil die Soli auch Nicht-Jazzern nachvollziehbar waren. Dass ihre unintellektuelle, aber keineswegs unintelligente Musik von den Acid-Jüngern wiederentdeckt wird, macht sie bei den "seriösen" Kritikern desto verdächtiger. "Weniger populistische" Bopper hatten, wie Curtis Fuller (tb), Pepper Adams (tb), Cedar Walton (p, arr) hier beweisen, keine Berührungsschwierigkeiten mit jemanden wie Person. An ihrer Seite entstand zwar keine typische Person-Platte, nicht einmal ein Highlight seines (oder ihres) Schaffens, aber wohl doch ein Album, dass dazu angetan ist, durch das Fehlen einer "ordinären" Orgel und die Präsenz "anerkannter" Größen Aufmerksamkeit auf Person zu lenken. Seine urwüchsige Musik empfiehlt sich durch eine Kombination aus handfester Schlichtheit und emotionaler Aufrichtigkeit. Vor allem aber imponiert der Sound des Tenoristen, ähnlich wie der seiner Vorläufer Gene Ammons und Illinois Jacquet, bärenstark und hot wie die glühende Mittagshitze.
Marcus A. Woelfle, 20.07.2000
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