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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Morava

George Mraz

Milestone/ZYX MCD-9309-2
(57 Min., 6/2000) 1 CD

Eines der erfreulichsten Alben des dezidiert europäischen Jazz kommt ausgerechnet aus den USA. George Mraz zählt zu den virtuosesten und versiertesten Bassisten des Jazz. Man kennt ihn als herausragenden Solisten, als einen der wenigen Tieftöner, der auf Platten von großen Pianisten wie Hank Jones, Roland Hanna, Oscar Peterson und Tommy Flanagan nicht weniger Aufmerksamkeit erweckt wie die Tastenkünstler selbst. Dass er Sängerinnen einfühlsam begleitet – mit aller Souveränität, doch ohne ihnen die Show zu stehlen – bekam man eher am Rande mit, auf Platten von Miriam Klein oder Carmen McRae. Hier hat er sich mit Zuzana Lapčíková (diesen Namen sollte man sich merken) zusammengetan und das Resultat kann süchtig machen.
Mraz, gebürtiger Tscheche, lebt seit 1968 in den Vereinigten Staaten und hat bislang auch typisch amerikanischen Jazz, meistens Bop, in typisch amerikanischer Art gespielt. Nach so langer Zeit mag die Besinnung auf die europäischen Ursprünge ein natürlich starkes, von Heimweh genährtes Bedürfnis sein. So besann er sich in den letzten Jahren an der Seite von Hübner und Beirach auf Bartók und begleitete Helen Merrill bei kroatischen Liedern – ein Album, das vielleicht dem vorliegenden den Weg ebnete.
Inzwischen genießt Mraz in den USA einen so guten Ruf, dass sich ein Label wie Milestone erlauben kann, Musik zu veröffentlichen, die man noch vor wenigen Jahren als osteuropäisches Spartenprogramm betrachtet hätte und amerikanischen Jazzfans heute noch exotisch vorkommen dürfte: Mährische Volkslieder, arrangiert von Lapčíková, dem Pianisten Emil Viklický und Mraz, die hier auch auf die heimische Tradition eines Leos Janáček zurückgreifen.
Der unfehlbare Billy Hart ist wieder ein Meister der Klangfarbe an Schlagzeug und die Vokalistin singt nicht nur so anrührend, dass man gebannt ist, selbst wenn man kein Wort versteht (die Texte sind auf englisch und tschechisch abgedruckt), sie setzt auch das Cymbalon, das heimatliche Hackbrett ähnlich wie ein Jazz-Vibrafonist ein. Jazzige und tschechische „roots“ bilden eine überraschend homogene Einheit. Bitte mehr davon!

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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