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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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The Complete United Artists Sessions

Ken McIntyre

Blue Note/EMI 8 57200 2
(135 Min., 2/1963 - 6/1963) 2 CDs

Längst ist die nicht abreißende Kette der Wiederveröffentlichungen bei den obskuren und vergessenen Gestalten der Geschichte angelangt: Der sechsundsechzigjährige Holzbläser und Komponist Ken McIntyre, der sich nach Jahrzehnten der Lehre nun wieder ganz dem eigenen Schaffen widmen möchte, profitiert von diesem Trend wenigstens noch persönlich.
Selbst Kenner der frühen Avantgarde, die ihn im Zusammenhang mit Eric Dolphy (“Looking Ahead”) und Cecil Taylor (“Unit Structures”) und vielleicht noch von seinen späteren Alben auf Steeple Chase in Erinnerung haben, dürften seine vor fünfunddreißig Jahren auf United Artists veröffentlichten und seither nie wieder aufgelegten Platten “Way, Way Out” und “The Year Of The Iron Sheep” übersehen haben. Der erste, von George Wein produzierte Titel lässt wüstes Gebläse vermuten; McIntyre meinte mit “Way, Way Out” aber das Gegenteil, nämlich selbstverfasste Streicherarrangements zu sieben eigenen Stücken in Jazztriobesetzung. Obgleich gar nicht besonders kitschig geraten, wirken sie für europäische Ohren nicht überzeugend.
Das in Quartettbesetzung unter der Regie des späteren Dolphy- und Hendrix-Produzenten Alan Douglas entstandene “eiserne Schaf” kann eher für sich einnehmen: Der vielseitige Jaki Byard und der unerschütterliche Ron Carter erweisen sich als ideale Folie für McIntyres (im Jazz höchst seltene) Oboensoli und das lyrische Flötenspiel, während seine eckigen Altsaxofonlinien zwar ähnlich viel unaufgelöste Spannung wie diejenige Dolphys vermitteln, aber zumindest mir weniger zwingend erscheinen.
Vier verschiedene Schlagzeuger lösen sich auf der Doppel-CD ab, was kaum verwundert, wenn man die häufig ungeraden Taktarten und unregelmäßigen Choruslängen in den Kompositionen McIntyres berücksichtigt. Als Bonus enthält die Doppel-CD noch ein komplettes, bislang unveröffentlichtes Album im Quintett mit dem praktisch unbekannten Posaunisten John Mancebo Lewis, der ebenfalls bestens mit den wenig eingängigen Stücken des Leaders zurechtkommt. Doch im Gedächtnis bleiben von den einundzwanzig Stücken lediglich die beiden Standards “Laura” und “Speak Low”, von deren herrlichen Melodien sich McIntyre in seinen Improvisationen erwartungsgemäß stark entfernt. Trotz der Einwände eine gerade für Dolphy-Liebhaber und Flötenfreunde (“Someday”!) reizvolle Platte.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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