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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Richard Strauss

Sinfonia Domestica, Tod und Verklärung

Symphonieorchester des BR, Lorin Maazel

RCA/BMG 09026 68221 2
(74 Min.) 1 CD

Als Klaus Mann und Curt Rieß im Mai 1945 als amerikanische Reporter Richard Strauss einen Besuch abstatten, beklagt sich der greise Komponist, „dass die Nazi-Diktatur auch für ihn in mancher Beziehung lästig gewesen sei. Da war zum Beispiel ... der höchst ärgerliche Zwischenfall mit den Ausgebombten, die in seinem — des Meisters — Haus einquartiert werden sollten ... ,Man stelle sich das vor!' rief er, sehr aufgebracht. ,Fremde — hier, in meinem Heim!'“
Über vierzig Jahre zuvor hatte Strauss sein trautes Heim musikalisch illustriert: in der „Sinfonia Domestica“, der „Häuslichen Sinfonie“, aus dem Jahre 1903. Die vermeintliche Schlichtheit des Themas dieser Sinfonie lässt Strauss von einem opulent besetzten Orchester realisieren, wozu sein Vater — Hornist an der Münchener Hofoper — seinerzeit lapidar bemerkte: „Im Hause darf man keinen so großen Lärm machen!“ Richard Strauss hingegen war von seiner einsätzigen, aber mehrteiligen Sinfonia fast schon maßlos überzeugt: „,Domestica' ist mir gelungen, klingt großartig, ist sehr fein, auch brillant, dauert zwar einundvierzig Minuten, hält das Publikum aber trotzdem in atemloser Spannung.“
Die Neueinspielung des Werkes durch das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Lorin Maazel dauert knapp fünfzig Minuten. Maazel sucht die Sinfonie in der Partitur, und das verlangt ein ruhiges Sich-einlassen auf die oft langgestreckten Klangentwicklungen und die sorgfältige Herausarbeitung der thematischen Beziehungen. Doch die „Sinfonia Domestica“ ist trotz ihres Namens mehr überdimensionierte Tondichtung denn Sinfonie und krankt nicht zuletzt an ihrem bieder-häuslichen Programm. Die Aufnahme Maazels tut dem Werk also alle Ehre an, wenn sie die „Sinfonia“ beim Wort nimmt und den sinfonischen Charakter hörbar zu machen sucht.
Bereits als Fünfundzwanzigjähriger hatte Strauss sich in seiner Tondichtung „Tod und Verklärung“ einem reifen Thema zugewandt, gleichwohl die dazugehörige Dichtung von Alexander Ritter mehr Schwülstigkeit als Reife verrät. „Tod und Verklärung“ ist mit mehr Tempo gespielt als die „Sinfonia“, wohl weil Maazel dieses homogenere, aber auch weniger komplexe Werk mehr sich selbst überlassen konnte. Das liegt nicht zuletzt an der größeren Plakativität der musikalischen Stimmungen. Strauss’ Tondichtungen ähneln darin der Filmmusik. Vielleicht haben sie deshalb immer noch so viele Freunde.

Thomas Maier, 01.09.2007


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