Wie weit wird unser Bild eines Komponisten eigentlich durch die Abkonterfeiungen, die von ihnen geläufig sind, geprägt? Was Beethoven angeht, hat das romantische 19. Jahrhundert da jedenfalls nicht segensreich gewirkt: Die Vielzahl zauseliger Gips-Büsten auf Omas Flügel spricht Bände. Das Beethoven-Bild Konstantin Scherbakows wirkt auf den unbedarften Hörer so, als ob sich Andy Warhol die Diabelli-Variationen marilyn-bunt, quasi im Siebdruck, vorgenommen hätte.
Natürlich ist dieses Werk für sich genommen schon ein Monster: unbegreiflich, unausdeutbar, zugleich hermetisch und von immenser Vielfalt der Stimmungen. Konstantin Scherbakow aber nimmt Beethovens Fehdehandschuh mit Wonne auf. Das muss man nicht gut finden, aber wenigstens kneift er nicht. Wer Friedrich Guldas zierliche Walzerseligkeit im Ohr hat, muss sich erst einige Zeit einhören. Aber dann kann er sich gegen Scherbakows animalische Wucht nicht mehr recht wehren.
Stefan Heßbrüggen, 01.09.2007
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