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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



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Jam Session At The Montreux Festival 1975

Count Basie

Pablo/ZYX OJCCD-933-2
(46 Min.) 1 CD

Welcher Sammler weiß schon auswendig, welche von all jenen auf Pablo verewigten Montreux-Sessions der siebziger Jahre er besitzt? Das Rezept, nach dem Jam-Session-Fanat Norman Granz schon seit den Vierzigern auf seinen JATP-Konzerten kochen ließ – hotte Hauptstrom-Stars auf milchstraßenlangen Titeln –, wurde in Montreux um eine wildwuchernde Kombinatorik erweitert. Wie in einer Eisdiele mit zwei Dutzend Sorten hat der Käufer die Qual der Wahl: Will er nun Milt Jackson mit Ørsted-Pedersen oder mit Ray Brown, Count Basie mit oder ohne Jackson, Roy Eldridge oder Dizzy Gillespie zu Jackson? König Kunde bekommt alles.
Wie in der Eistüte scheint seltsamerweise auch fast alles zu allem zu passen, und wenn man feststellt, daß Zitrone sich mit Karamel beißt, dann schleckt man es eben nacheinander und nicht gleichzeitig, vielleicht mit Banane als Zwischenstation. Und dies genau ist das Geheimnis dieser Sessions: Solange man eine unfehlbar swingende Rhythmusgruppe hat (hier Basie, Pedersen, Bellson) und das Repertoire so allgemein wie möglich ist (hier zwei Blues und das auf "I Got Rhythm" basierende "Lester Leaps In"), kann nacheinander spielen, wer will. Die bange Frage, ob die übrigen Solisten – hier Milt Jackson, Johnny Griffin und Roy Eldridge – auch miteinander können, stellt sich angehörs des bunten Nacheinanders gar nicht erst, zumal bei Sessions oft sogar das Gegeneinander eines disparaten Haufens besonders Spaß macht.
Nun hat jede gute Jam Session einen spezifischen Reiz, der sie trotz aller genreüblichen Stereotypien spannend macht. Was passiert etwa, wenn "Little Giant" Johnny Griffin, der seine Töne schneller und in einer dichteren Folge aus seinem Sax purzeln läßt, als andere mitdenken können, auf Count Basie trifft, der wie kein zweiter die Kunst des Weglassens beherrscht? Als der rasende Greif sich im langsamen Blues zu zähmen bemüht, erreicht er damit nicht die Wirkung des königlichen Solo-Architekten Eldridge, der mit weit wenigeren, präzise plazierten Tönen ungeheure Spannung erzeugt. Während Eldridge nun klassische Basie-Tugenden verkörpert, verliert der Graf selbst seine sprichwörtliche Zurückhaltung so sehr, daß er sogar Baß- und Schlagzeug-Solo seine Begleitung angedeihen läßt.

Marcus A. Woelfle, 31.12.1997



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