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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Camille Saint-Saëns, Claude Debussy, Francis Poulenc

Violinsonaten

Midori, Robert McDonald

Sony SK 89699
(53 Min., 5/2001) 1 CD

Midori scheint sich von der Supervirtuosin reinsten Wassers peu à peu zu einer Interpretin zu wandeln, die die von ihr gespielten Stücke nicht nur "darstellen", sondern aus deren eigenen Inhalten heraus zum "Sprechen" bringen möchte. Ihre neue Einspielung ist eine ihrer gelungensten.
Am faszinierendsten hat sie den Mittelsatz "Intermezzo, Très lente et calme" aus Poulencs Sonate umgesetzt. Zusammen mit Robert McDonald erzielt sie einen duftigen, satzübergreifenden Schwebezustand. Die Ecksätze erhalten leicht skurril anmutende, an Milhauds "Bœuf" erinnernde Züge. Und auch die bei der Interpretation der Debussy-Sonate greifbar werdende Idiomatik unterstreicht Midoris Entwicklung.
Die eigentliche Überraschung kann man bei der Violinsonate Nr. 1 von Saint-Saëns erleben, besonders wenn man die Sonate bereits unter "ferner liefen" abgehakt hat, sprich: nicht mehr hören kann. Vor allem in den expressiven Teilen warten Midori und McDonald mit atemberaubender Intensität und Verve auf! Beim "Allegretto moderato", in dem sich Saint-Saëns selbst aus seinem "Danse macabre" zitiert, gehen die beiden sehr nahe an den gestelzten Charakter des Urmodells heran, um dann im Finale mit lockeren Zügeln ihrem technischen Potenzial freien Lauf zu lassen.
Bei der Saint-Saëns-Sonate kann ein Hineinhören bei Jascha Heifetz erhellend wirken: Wenn man die begeisternde Darstellung Midoris "verdaut" hat, eröffnet Heifetz eine weit darüber hinausgehende Sichtweise und unfassbar wirkende Kontrolle über das Gesamtgeschehen. Man kann Bauchweh bekommen, wenn man sich Heifetz' bohrendem Grenzgängertum hingibt.

Wolfgang Wendel, 01.09.2007


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