Sony BMG 82876 72711-2
(70 Min., 7/2005) 1 CD
Klavierschüler quälen sich bisweilen durch die strenge Ordnung der Bach'schen Präludien und finden keine andere Lösung, als ihnen durch romantische Verklärung etwas Persönliches abzugewinnen. Dass gerade in der strengen Einhaltung der klaren Form die Freiheit und Lebendigkeit der Musik liegt, hört man bei Martin Stadtfeld. Der Pianist mit dem offenen Blick für Details nutzt die Struktur geradezu als Orientierung für den Hörer. Verzierungen und Rhythmuswechsel kommen umso überraschender und lebendiger daher. Unaufdringlich, aber unmissverständlich blättert der unorthodoxe Pianist für jeden nachvollziehbar die Noten auf und wirft einen Blick in die Partitur. Bachs Architektur und Lust an mathematischen Proportionen wird zum faszinierenden Hintergrund, die einzelnen musikalischen Momente zeigen sich wie eine Grafik, die man betrachtet und deren Detailgenauigkeit bei längerem Hinsehen mehr und mehr fasziniert. Welch ein Charakterwechsel bei Schumann. Man hört, was Romantik in der Musik bedeutet, Schmelz ohne Schmalz, man hält inne und möchte kaum atmen bei dieser Zartheit des Anschlages. Ob schnell oder energisch, Abendmusik oder Scherzo, diese "bunten Blätter" von Schumann werden zu Charakterstudien, kleinen liebenswerten Skizzen.
Margarete Zander, 10.02.2006
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