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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Le sacre du tympan

Le retour

Label Bleu/Rough Trade LBLC 6675
(60 Min., 12/2004) 1 CD

In Deutschland haben wir nichts dergleichen. Die Österreicher könnten auf das Vienna Art Orchestra verweisen, aber auch da ist bei allem Schmäh und allem eidgenössischen Charme des Chef d’orchestre das Teutonische noch spürbar. Die Italiener hätten ihr Instabile Orchestra mit seiner mediterran trunkenen Spielfreude. Doch es ist unseren Nachbarn jenseits des Rheins vorbehalten, auf einen derartigen Big-Band-Klangkörper stolz sein zu können. Er verbindet in einmaliger Weise die südländische Spielfreude mit der Clarté des Nordens, wobei gallischer Esprit für ebenso ausgelassene wie abgedrehte Ergebnisse sorgt. Allein schon der Name. Hier wird also dem Trommelfell als Gehörorgan geopfert, und es ist nicht Opfer eines destruktiven Aktes, wie es der Fall wäre, wenn eine deutsche Band sich des Wortspiels bemächtigte und sicher aus dem sacre ein massacre machen würde (oder es schon getan hat). Leader, Arrangeur und Komponist des französischen Unternehmens ist der Bassgitarrist Fred Pallem. Er ist ein Verehrer André Popps, des Messiaen-Schülers und Grenzgängers zur Popmusik, der mit seiner musikpädagogischen Produktion "Pikkolo, Sax und Co. " auch bei uns bekannt wurde. Dessen Arbeit für Big Band wollte Fred Pallem mit dieser Produktion wiederbeleben; drei der neun Titel sind direkt übernommene Popp-Originale. Die Musik erinnert an Unterhaltungsgassenhauer der 50er und 60er Jahre, die in rockrhythmische Schräglage geraten sind und deren Perry-Como-Sound aus den vertrauten Fugen gerät. Da gibt es zirkushafte Sopraninokänge, ein Basssaxofon zusammen mit einer Bassposaune und einer Tuba sorgen für Tieftönernes; ein elektrisches Cello, Stabspiele, Perkussion und Synthesizer verfremden den Sound weiter - ohne dass allerdings der Ikonoklasmus todernste Sache würde. Die Opferhandlungen folgen dem Gebot der Vergnüglichkeit. Und siehe da, die drei Werke des Altmeisters André Popp fügen sich ein, als wären sie organischer Teil jeder sacre-Handlung.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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