Mit "Good Night, and Good Luck" verabschiedete sich zu Beginn der 1950er Jahre der Moderator Edward R. Murrow am Ende seiner Fernsehshow "See it Now". George Clooney arbeitet jene Ära im benannten Film auf, und da das Leben eines Fernsehmoderators nicht sonderlich viel Stoff abgibt, integriert er eine Sängerin ins Geschehen: Dianne Reeves. So hat er die Gelegenheit, den Journalisten, der Amerikas oberstem Gesinnungsschnüffler, dem Senator Joseph McCarthy, offen die Stirn bot, ein Denkmal zu setzen. McCarthys unter dem Vorwand des Antikommunismus daherkommende Entfernung kritischer Geister aus der Traumfabrik Hollywood hatte sogar Charlie Chaplin in die Schweiz getrieben - angesichts der "Heimatschutz"-Aktivitäten in den USA ein brennend aktuelles Kapitel. Für den Soundtrack sang Dianne Reeves die Hits von damals - natürlich old fashioned mit Trio, Schmacht-Saxofon oder Bigband. Diese Aufgabe bewältigt sie hervorragend. Sie versetzt in die Atmosphäre der 1950er Jahre zurück - und wahrt dabei ihre eigene künstlerische Integrität, indem sie die Imitation der Sängerinnen von damals vermeidet. Wie gewohnt arbeitet sie die Inhalte der Texte wunderbar heraus, und wie gewohnt intoniert sie mit unverwechselbarem Timbre. Die 15 Songs, darunter Klassiker wie "Solitude", "Straighten up and Fly Right" oder "One for my Baby" swingen in bestem Mainstream - bei einem so ausgebufften und bewährten Arrangeur wie Matt Catingub kein Wunder. Er selbst übernimmt die dankbare Rolle, mit weichen, vibratoreichen Tönen auf Alt- und Tenorsaxofon für Kaminfeuerstimmung und romantisches Flair zu sorgen. "Good Night, and Good Luck" ist eine schöne, leicht nostalgische Platte für alle, die den klassischen, swingenden, mit Bar-Atmosphäre verknüpften Jazz mögen.
Werner Stiefele, 14.04.2006
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