Philips 462 594-2
(61 Min., 9/1996, 9/1999) 1 CD
Vielleicht ist sie ja nur zu dick besetzt? Vielleicht hätte eine kammerorchestrale Reduktion der berühmten Dvorák-Serenade E-Dur besser getan? Denn auch nach mehrmaligem Hören kann man dieser Interpretation große Differenzierkunst, sorgfältige Klangorganisation und instrumentalen Glanz nicht absprechen; allein, es fehlt das Hauptingrediens: Scharm. Zu getüftelt, zu sehr seiner Mittel bewusst, das Ganze. Schade, denn das von Ozawa gegründete, dominant japanische und auf den Namen seines Lehrers Saito Kinen getaufte Ensemble spielt nah der Spitze, erklecklich besser als in seinen frühen Aufnahmen.
Nicht viel anders die Italienische Serenade von Hugo Wolf: Gut gearbeitet, auf hohem Niveau, aber in keinem Takt will Leicht-Sinn aufkommen, so etwas wie "italianità". Die Cello-Soloständchen klingen knödelig wie nach zu schwerem Essen. Gute Musik ist, scheint’s, ein ernstes Brot.
Am besten gelingt, obwohl auch Bartók "leichter" sein wollte, dessen Divertimento für Streicher. Das barocke Formmodell des Concerto grosso wird hier ja durchaus mit Schärfe behandelt, rhythmisch intrikat und harmonisch angespannt, allzeit dissonant sich entladend und letztlich nur im Schlusssatz punktuell "Zerstreuung" suchend, also "Divertimento". Expressivität zählt hier mehr als Scharm, und expressiv können die Saito-Kinen-Musiker gut (Ozawa sowieso). So bleibt ein zwiespältiger Eindruck.
Das einzig wahrlich Neue an dieser Veröffentlichung: Philips hat es nicht für nötig erachtet, den Beihefttext auch Französisch und Deutsch abzudrucken. Ist das schon ein Stück vollzogener Globalisierung - oder ist die CD für unseren Markt gar nicht bestimmt?
Thomas Rübenacker, 08.03.2001
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Bei den Organisten steht der französische Komponist Louis Vierne hoch im Kurs. Der Schüler von César Franck und Charles-Marie Widor war selbst ein hervorragender Organist, der zirka 150 Orgelwerke schrieb. Weitaus weniger bekannt ist, dass er auch eine ganze Reihe herausragender Klavierstücke komponierte, kaum ein Klavierstudent – zumal außerhalb Frankreichs – dürfte während seines Studiums mit Viernes Klaviermusik in Berührung kommen. Umso verdienstvoller ist es, dass sich nun der […] mehr