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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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William Walton

Hindemith-Variationen, Spitfire, Sinfonia concertante u.a.

Peter Donohoe, English Northern Philharmonia, Paul Daniel

Naxos 8.553869
(52 Min., 3/1996, 10/1996) 1 CD

Manchmal verbirgt sich das Schöne hinter grauen Mauern: Höhepunkt dieses Walton-Programms ist nicht etwa das dreist und feist auftrumpfende “Spitfire”-Stück, auch nicht die von Peter Donohoe mit Enthusiasmus und Aplomb dargebotene frühe “Sinfonia concertante” und schon gar nicht der Marsch “A History of the English Speaking Peoples” - nein, es sind die “Variationen über ein Thema von Hindemith”. Ein dröger Titel, gewiss, doch keine Angst: Schon das Thema, eine jener ebenso gesanglichen wie nachdenklichen Melodien, wie sie nur Hindemith schreiben konnte, bereitet auf den vornehmlich lyrischen Charakter des Werks vor.
Was dann folgt, ist ebenso ungewöhnlich wie faszinierend: Hindemiths Thema wird niemals, wie es sonst in Variationswerken üblich ist, bis zur Unkenntlichkeit verändert; seine Identität bleibt stets gewahrt. Und trotzdem sind die Variationen niemals “im Stil Hindemiths” gehalten, sondern stets von Waltons Physiognomie geprägt. Die Hindemith-Variationen vermitteln den Eindruck einer entspannten Konversation zwischen zwei guten Freunden. Als solcherart auskomponiertes Dokument einer Komponistenfreundschaft dürften sie in der Musikgeschichte einmalig sein.
Man mag mich für exzentrisch halten, aber ich halte dieses Werk für einen der größten Variationszyklen dieses Jahrhunderts, und zumindest einer ist offenkundig ebenfalls dieser Meinung: Paul Daniel, der Dirigent der Aufnahme. Unter seiner Stabführung erklingt jedes Detail der Partitur in mustergültiger Transparenz, wie sie bislang in noch keiner Aufnahme des Werks, noch nicht einmal unter George Szell, erreicht wurde. Da macht es gar nichts, dass es letztlich vielleicht brillantere Klangkörper geben mag als die English Northern Philharmonia: Die Musizierfreude der Interpreten teilt sich unmittelbar mit; das Stück erklingt mit allem der Partitur eigenen Farbenreichtum, leuchtet gleichsam von innen. Ein großer Wurf.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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