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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Rafael Kubelik dirigiert Wagner - das geht einem immer noch etwas schwer von den Lippen, obwohl die einst bei Calig verlegte, jetzt glücklicherweise von Arts wieder verfügbar gemachte Gesamtaufnahme der "Meistersinger" von 1967 ungeteiltes Lob fand. Diese "Meistersinger" wurden allerdings gern als singulärer Glücksfall betrachtet, entstanden sie doch zunächst als BR-interne Studioproduktion mit einem Ensemble aus experimentierfreudigen, unverbrauchten Sängern, die vielfach gar keine Bühnenerfahrung mit ihrer jeweiligen Rolle in dieser Oper hatten.
Nun allerdings liegt Kubeliks "Parsifal" von 1980, ebenfalls eine BR-Produktion, in sehr ansprechender Aufmachung beim Label Arts vor, und, der Kubelik-Kenner wird nicht überrascht sein, es handelt sich schon wieder um einen "Glücksfall": Bereits im Vorspiel bringt Kubelik immer wieder Unerhörtes zum Vorschein, und im weiteren Verlauf des Werks gestaltet er die sinnlich-drangvolle Partitur faszinierend durchsichtig, plastisch und prägnant. Große klangliche Homogenität und Ausbalanciertheit machen darüber hinaus das Hören zur reinen Freude.
Grund zur Freude gibt fast ausnahmslos auch das Sänger-Ensemble: Kurt Moll etwa wucherte als Gurnemanz in jenen Tagen noch ganz ungetrübt von Intonationsproblemen mit den Pfunden seiner kernig-süffigen Ausnahme-Bassstimme; James King bringt es zwar nicht immer zu jenem unverwechselbaren lyrischen Schmelz, den sein Kollege Wolfgang Windgassen Jahrzehnte vorher als Titelheld entfaltete, meistert die Partie aber dennoch sehr stimmschön und vor allem mit höchster Ausdruckskraft. Yvonne Minton überrascht als Kundry mit ähnlichen Qualitäten, erreicht im zweiten Akt mit ihren Spitzentönen ("und ... lachte!") aber nicht jene schockierend-rückhaltlose Dramatik, mit der etwa Waltraud Meier stets das Blut in den Adern der Zuhörer gefrieren lässt. Gegen Bernd Weikl als Amfortas gibt es nichts einzuwenden: Er befand sich in jenen Jahren auf der vollen Höhe seines Könnens. Der Auftritt der Blumenmädchen - auch dieser übrigens von selten zu erlebender Ausgewogenheit - wird zudem vergoldet durch Lucia Popp, die aus den Reihen der floralen Verführerinnen hervorsticht.

Michael Wersin, 01.09.2007


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