Naxos 8.555352
(75 Min., 06/1991) 1 CD
Alkan kennt niemand, spielt niemand, außer ein paar Leutchen, die genauso verrückt sind, wie er es war: So könnte man sich ein Klischee backen. Aber ganz so simpel ist die Sache nicht. Alkan war allerdings schon ein Außenseiter und Exzentriker, ein phänomenaler Pianist, der nicht konzertieren wollte, lieber bizarre Klavierwerke komponierte - und diese drei Kammermusiken. Mehr gibt es nicht, deshalb können die drei vorzüglichen Instrumentalisten (neben dem Geiger Kolja Lessing noch Rainer Klaas, Klavier, und Bernhard Schwarz, Cello) sich eigentlich nur zu diesem Anlass Trio Alkan genannt haben.
An der Oberfläche gibt sich die Musik ganz klassizistisch, zielt aber eher auf die Zukunft, da steht Kühnheit neben Banalität wie viel später bei Prokofjew oder, in der Sinfonik, bei Gustav Mahler. Kolja Lessing stürzt sich fulminant in die Vertracktheiten des Grand Duo Concertant (eine Violinsonate), dessen langsamer Satz „Die Hölle“ betitelt ist und schlechteren Geigern wohl auch als solche erscheinen muss. Rainer Klaas vertritt nicht minder virtuos den Komponisten, der’s allerdings meistens ablehnte, sich selbst zu spielen. Wenn überhaupt.
In der Sonate de concert entdeckt Bernhard Schwarz eine ganze Palette von Zwischentönen, man hört, dass Alkan einen erfahrenen Cellisten zu Rate zog, Auguste Franchomme (der’s dann auch uraufführte). Und zum Trio g-Moll treffen sich alle drei, als habe der Komponist mit den beiden Sonaten nur darauf hingearbeitet (in Wahrheit entstanden sie vermutlich später): erstklassig!
Ein Perpetuum mobile der ungewöhnlichen Faktur und der skurrilen „Ausreißer“, eine echte Entdeckung. Im Katalog stand das alles bislang nicht, und der Repertoirewert erhöht sich noch durch den „nackten“, aber leuchtenden Klang.
Thomas Rübenacker, 01.12.1999
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