Naxos 8.555300
(66 Min., 6/2000) 1 CD
Der siebzigjährige Vaughan Williams muss von Romantik und Herzensdingen allgemein eine sehr desillusionierte Vorstellung gehabt haben – zumindest drängt sich dieser Gedanke auf, wenn man sich den "Romanze" betitelten Satz seines Zweiten Quartetts anhört: Eine fahle, völlig erstarrte Welt gewinnt da in den vier Instrumenten Gestalt – largo, ohne Variation in der Dynamik und vor allem ohne Vibrato. Diese Romanze ist, wenn sie je stattfand, längst vergangen, und sie nahm garantiert kein gutes Ende. Auch die anderen Sätze des Quartetts geben sich verstörend, teils anklagend, teils aggressiv, und strafen das Klischeebild von Vaughan Williams als selbstgenügsamem, mit Noten Kühe pinselndem Landschaftsmaler Lügen – bis im Epilog allmählich Frieden einkehrt.
Dieses kammermusikalische Hauptwerk des Komponisten erfährt vom Maggini Quartet, den England-Spezialisten von Naxos, eine ebenbürtige, die Extreme nicht verschmähende Interpretation, wobei besonders jene fast tonlos gespielte, desolate Romanze im Gedächtnis haften bleibt.
Die früheren Werke zeigen Vaughan Williams noch jung und unbeschwert auf britischen Wiesen, die eine oder andere Partitur seines Lehrers Ravel unter dem Arm, die Sommerfrische genießend, vielleicht einer in die Lüfte steigenden Lerche lauschend. Auch hier erfüllt das Maggini Quartet höchste Ansprüche.
Thomas Schulz, 14.06.2001
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