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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Dass ein Oratorium mit dem Titel "Juditha triumphans" zum Werkkatalog Antonio Vivaldis gehört, hat man im Hinterkopf. Dass es sich bei diesem einzigen überlieferten von ursprünglich vier Vivaldi-Oratorien jedoch um ein faszinierendes, unbedingt hörenswertes Meisterwerk handelt, wird vielen jedoch vielleicht erst mit dieser Einspielung klar werden.
Kein Wunder: Erst die historische Aufführungspraxis, basierend auf musikwissenschaftlichen Forschungen und einer gehörigen Portion Erfahrung und Inspiration, kann es mit den Interpretationsschwierigkeiten eines solchen Werks in vollkommen überzeugender Weise aufnehmen. Kryptische Instrumentennamen in der Partitur, die "richtige" Aussetzung der Continuopartie vor allem in den Rezitativen oder die Ausführung der zwar gemischt notierten, aber nachgewiesenermaßen bei Vivaldi nur von Frauen ausgeführten Chorsätze sind nur drei der zahlreichen offenen Fragen, für die Alessandro de Marchi eine brillante Lösung gefunden hat. Im Beiheft legt er ausführlich Rechenschaft über sein Vorgehen ab.
Mit Wissen und guten Ideen allein lässt sich aber noch nicht viel ausrichten: Ohne ein hervorragendes Ensemble kann das Erkannte nicht umgesetzt werden. Auch in diesem Punkt hatte de Marchi ein sehr gutes Gespür. Magdalena Kožená in der Hauptrolle der Hebräerin Judith, die sich in das Lager des feindlichen Holophernes begibt, diesen bezirzt und schließlich enthauptet, verkörpert ihre Rolle mit berückender Stimmschönheit. Perfekt porträtiert sie die schöne, dem Feind jedoch höchst gefährliche Frau, die über der ganzen Handlung zu schweben scheint. Nicht weniger glücklich war die Wahl der vier anderen, in ihrem Stimmcharakters gemäß der jeweiligen Rolle sehr prägnanten Solistinnen.
Faszinierende Brillanz zeichnen auch Chor und Orchester aus: Schon die einleitende Sinfonia (wohl nicht die originale, aber eine sehr gut passende) und der anschließende Chorsatz ziehen den Hörer in den Bann: Immer wieder ist es erstaunlich, wie lebendig und unmittelbar ansprechend Barockmusik heutezutage zum Erklingen gebracht werden kann.

Michael Wersin, 01.09.2007


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