ECM/Universal
(109 Min., 7/2001) 2 CDs
Wer hätte je gedacht, dass Keith Jarrett öffentlich Ragtime- und Stridepiano spielen würde? Auf dem Montreux Jazz Festival ließ er sich 2001 dazu hinreißen, und der Bassist Gary Peacock sowie der Schlagzeuger Jack DeJohnette jammten vergnügt mit. Dabei hatte das Konzert wie gewohnt mit anspruchsvollen Trio-Improvisationen über "Four", "My Foolish Heart", "Oleo" und "What’s New" begonnen, bevor das Trio in "The Song Is You" etwas zerfaserte. Die ersten Ragtimetöne von "Ain’t Misbehavin" wirkten durch ihren starren Rhythmus wie ein Fremdkörper, doch nachdem sich die Partner auf den fast schon zickigen Beat eingelassen haben, wird daraus eine humorvolle Begegnung mit der Tradition, die sich in "Honeysuckle Rose" und "You Took Advantage of Me" fortsetzt. Dann ist Schluss mit lustig, denn nun gibt Jarrett mit Thelonious Monks "Straight no Chaser" wieder komplexere Kost vor, zumal Jarrett schon nach der Einleitung zum Solo an Peacock übergibt und der Wiedereinstieg in einer fast freejazzigen Kommunikationssituation mündet. Mit versöhnlicheren Versionen von "Five Brothers", "Guess I’ll Hang my Tears out to Dry", "On Green Dolphin Street" und "Only the Lonely" geht das Konzert danach so zu Ende, wie man es von diesem Trio erwartet: mit angenehmen, auf blindem Verständnis beruhenden Variationen der Jazzstandards. Das macht das Konzert zu einem weitgehend heiteren Brückenschlag zwischen der Moderne und der Tradition.
Werner Stiefele, 09.11.2007
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr