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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Giuseppe Verdi

Macbeth

Thomas Hampson, Paoletta Marrocu u.a., Orchester der Oper Zürich, Franz Welser-Möst

TDK DV-OPMAC
(186 Min., 2001) 2 DVDs, Dolby digital, DTS, PCM-Stereo, PAL 16:9

Die auf Shakespeare zurückgehende Schauergeschichte um das machthungrige Ehepaar Macbeth, das, durch Weissagungen ermutigt, den schottischen König und weitere Adlige umbringt, um selbst den Thron zu besteigen, interpretiert Franz Welser-Möst mit einer an Alfred Hitchcock erinnernden Berechnung. Leichtigkeit und sogar Witz bilden hier die Grundlage für grauenerregende Akzente seines analytischen Dirigats.
Thomas Hampson in der Titelrolle ist mit jeder Faser seines Körpers Macbeth: in den kantablen Momenten und in den dramatischen. Er ist ohne Zweifel der überragende Bariton seiner Generation, sowohl die Stimmkultur betreffend als auch die Intelligenz seiner Interpretation. Seine Arie "Pietà, rispetto, amore" gehört zu den Stücken, die man sich wieder und wieder anhören möchte - er gibt dieser Musik, die oft zu Reißern verkommen ist, Bedeutung und Noblesse.
Paoletta Marrocu beherrscht die Rolle der Lady Macbeth. Aber sie hat wenig Sinn für ihre dämonische Seite, worunter besonders ihre Anrufung der Hölle im ersten Akt leidet ("Or tutti sorgete"). Paoletta Marrocu wird allerdings auch besonders von der Regie gequält: in der großen Nachtwandelszene, in der sie vom eigenen Verbrechen terrorisiert wahnsinnig wird, muss sie sich mit Spielereien beschäftigen wie den Text ihres ersten Rezitativs an die Wand zu schreiben und einen Strichmännchen-König zu zeichnen. Großartig ist ihr "Trinklied" am Ende des zweiten Aktes.
Neben einigen substantiellen, modernen Einfällen, etwa der pompös-traumartigen Darstellung des Königs oder der zweiten "Erscheinung" in der Hexennacht, ist die Inszenierung von David Pountney mit abwegigen Symbolen überladen: Fahndungsplakate, eine rote Gießkanne und rote Gummihandschuhe, eine Schreibmaschine, die Darsteller müssen in Erde wühlen anstatt den Geist Banquos zu erblicken. Das Schottland des 11. Jahrhunderts kommt nur andeutungsweise vor. Zudem bietet die Kameraführung dieser Live-Aufzeichnung viel zu wenige Totalaufnahmen, sodass die Gesamtwirkung der Bühne verloren geht.
In einem fünfundvierzigminütigen Erläuterungsfilm mit den Protagonisten dieser Produktion zeigt sich der pseudo-aufklärerische Ehrgeiz des Regisseurs: Er behauptet, es handele sich beim Macbeth-Stoff um die Darstellung der Folgen "unnatürlichen" Verhaltens, anstatt den Mord einfach als das zu belassen, was er ist: ein Verbrechen.

Cornelia Wieschalla, 01.09.2007


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