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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Robert Schumann u.a.

Carnaval u.a.

Mauricio Vallina

EMI 5 67936 2
(70 Min., 5/2001, 6/2001) 1 CD

Wer die Nerven hat, unter dem Patronat Martha Argerichs ausgerechnet Schulz-Evlers vertrackte Arabesken über Strauß "Donauwalzer" ans Ende des Programms zu setzen, das Paradestück Lhevinnes oder Bolets, der muss schon etwas mehr virtuosen Drang entfesseln als Mauricio Vallina. Sein kreuzbrav-solides Spiel wird Martha hienieden und ihre Virtuosenkollegen im Pianistenhimmel doch eher zum Gähnen gebracht haben. Aber das ist auch nicht so wichtig.
Schumanns "Carnaval" aber ist ein (fast totgespieltes) Repertoire-Schwergewicht. Schon nach dem "Préambule" ahnt man, auch dieser Ball wird enttäuschend enden. Vallina zerlegt Schumanns Miniaturen in launig gegen den Strich phrasierte Gesten, als glichen sie einem zerbrochenen Spiegel, der turbulentes Geschehen in tausend Fragmente verworfen reflektiert. Als hätten Interpreten wie Cortot nicht gezeigt, dass die bizarren und eruptiven Umschwünge doch einkomponiert sind, verzerrt Vallina das Thema der "Valse noble" oder, greller noch, jenes des "Florestan". Es fehlt ihm der große, organische Bogen, es fehlt der tragende, singende Ton im Diskant, all diese kleinen Grimassen, die Ritardandi mit der Aura endgültigen Steckenbleibens, aufzufangen.
So drohen Zerfall und Zerstreuung. Der "Carnaval" zieht vorüber wie ein nicht allzu ärgerliches, gelegentlich einfühlsames ("Aveu") romantisches Musikvideo, dessen flotte Perspektivwechsel die Leere vertreiben sollen. Eine auf Eingängigkeit zielende Geste markiert den Schluss und bleibt im Geiste hängen: Ein überaus pathetisches Ritardando vor der Piu-stretto-Apotheose des "Marche" hinterlässt uns mit der Erkenntnis, dass da jemand alle Maskenball-Poesie vertrieben hat im angestrengten Versuch, sie plastisch zu beschwören.

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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