Bei Wolfgang Rihm scheint weniger kaum möglich. Mit Mitte zwanzig war seine Vita bereits im Riemann-Musiklexikon verzeichnet, mit Anfang dreißig wurde ihm erstmals ein ganzes Festival gewidmet. Seit Karlheinz Stockhausen hat kein deutscher Komponist mehr solches öffentliches Interesse erlebt wie er. Rihm befeuerte seinerseits den fortwährenden Diskurs mit reichlich Stoff. Seine Produktivität und sein intellektueller Appetit sind schier unglaublich - allein seine Texte zur Musik füllten vor Jahren schon zwei dicke Bände. Der Musikwissenschaftler und Dramaturg Dieter Rexroth ist einer der ersten und bis heute treusten Fürsprecher Rihms. Seine Porträt-DVD ist beinahe erwartungsgemäß so sehr Bestandsaufnahme wie Huldigung: mit über vier Stunden Musik- und vor allem Interviewmaterial, Eigen- und Fremddarstellungen, mit Werkverzeichnis, Schriften, Diskographie, Bibliographie und Partiturausschnitten - Rihm, the extended version. Wenn man, selbst wenn das hier vom Thema her unangebracht wirkt, den eigenen intellektuellen Appetit etwas zügelt und sich diese DVD in kleiner Dosierung verabreicht, wird sie einem gut bekommen. Wolfgang Rihm ist wohl maßlos, langweilig aber, das kann Rexroths Hommage gerade in ihrer Ausführlichkeit bestätigen, langweilig ist er nicht.
Raoul Mörchen, 04.03.2006
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Nach seiner viel beachteten Aufnahme der 7. Sinfonie setzen François-Xavier Roth und das Gürzenich-Orchester Köln ihre Bruckner-Gesamteinspielung fort. Die „Romantische“, wie Anton Bruckner seine vierte Sinfonie selbst betitelt, komponierte er 1874 inmitten einer Zeit persönlicher Niederlagen. Und er zweifelt sofort an seinem Werk, bezeichnet manche Stellen als „unspielbar“ und findet die Instrumentation „hie und da überladen und zu unruhig“. Erst Jahre später, nach […] mehr