Sie ist 22. Sie hat eine junge, anschmiegsame Stimme, und in manche Textzeilen mischt sie einen hellen, hohen Kiekser oder ein winziges Krächzerchen. Ihre Songs hat die Schwedin Fredrika Stahl selbst geschrieben – und da sie acht Jahre ihrer Kindheit in Paris verbrachte, dichtet und singt sie auf Englisch und Französisch, wobei es einen Song in der französischen Version als "Où Veux-Tu Aller" und in der englischen als "Where Are You Going" gibt. In allen zwölf Titeln bevorzugt Fredrika Stahl eingängige, geradelinige Melodien. Die wirken in den Arrangements von Tom McClung so selbstverständlich, als handle es sich um tradierte, schon tausendmal gespielte Standards. Auch sonst orientiert sich Fredrika Stahl eher an der Vergangenheit des Jazz, als dass sie einen Blick in die Zukunft unternehmen würde. Eine gut eingespielte Band mit Piano, Gitarre, Bass und Schlagzeug umfängt sie, im Titelstück ergänzt durch Streicher und in anderen Titeln durch Trompete und Saxofon oder Flöte um weitere Farben bereichert. Dabei reichen die stilistischen Bezüge vom erdenschwer pulsierenden Souljazz bis zum klassischen Swing, und zwischendurch hat es auch folkloristische oder lateinamerikanische Elemente. "A little kiss", trällert sie, "is all I’m asking for. Just a little kiss, and I won’t expect more." Hätte die Ahnmutter der kieksenden Jazzerotik, Blossom Dearie, in den 1950ern dieselbe Zeile gesungen, hätte man genau gewusst, dass sie mit kokettem Augenaufschlag lügt. Im Gegensatz dazu glaubt man Fredrika Stahl aufs Wort.

Werner Stiefele, 01.09.2007

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