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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Over The Years

Abbey Lincoln

Gitanes/Universal Jazz 549 101-2
(51 Min., 2/2000, 4/2000) 1 CD

Das reiche Leben von Abbey Lincoln spiegelt sich in ihren Texten. Die haben Tiefe, und sie beschönigen weder die eigenen Gefühle noch die Hässlichkeiten, die einem jeden Tag übel aufstoßen. "Lucky To Be Me" ist eine schöne Ballade darüber, geliebt zu werden, und in "What Will Tomorrow Bring" singt sie nachdenklich von Unsicherheiten, bevor sie - in vage Fragen versteckt - einen Hauch von Hoffnung auf Verständnis, Wissen und Liebe spüren lässt. Dieser Funke von Optimismus ist auch in "When The Lights Go On Again" zu spüren, einem im Zweiten Weltkrieg entstandenen Song, dessen Text dem Kampf der "Jungs" in der Fremde und den vom Himmel regnenden Bomben eine friedliche Zukunft voll Liebe gegenüberstellt. Solche Songs wirken sehr persönlich, zumal sich Abbey Lincoln dabei nur unaufdringlich und sparsam von ihrem Trio und allenfalls noch einem Bläser begleiten lässt.
Andererseits kann es die inzwischen siebzigjährige Abbey Lincoln nicht lassen, mit zunehmendem Alter immer penetranter ihre Lebensweisheiten zu verkünden. In "A Heart Is Not A Toy" verfällt sie so stark in einen belehrenden Tonfall, dass der eigentlich zustimmungsfähige Text wie eine Lektion für die nächste Generation wirkt. Mag sein, dass sie etwas mehr Achtung und Sorgfalt in Liebesangelegenheiten als Gegenpol zur Diskriminierung von Frauen und Liebe in brutalen Hiphop-Texten sieht - aber omahafte Moralinsäure kann hier mit Sicherheit nichts retten.
Beißen wir in diesen bitteren Apfel, denn trotz allem faszinieren das warme, dunkle Timbre und die präzise Artikulation der alten Dame in Wechselwirkung mit der zurückhaltenden Band sowie den einfühlsamen Improvisationen des Tenorsaxofonisten Joe Lovano und des Trompeters Jerry Gonzalez.

Werner Stiefele, 01.09.2007


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