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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Lover Man

Sarah Vaughan

Dreyfus Jazz Reference/Edel contraire 3 460503 673922
(60 Min., 11/1944 - 8/1950) 1 CD

Die Göttin Athene entsprang vollkommen dem Haupte des Zeus. Ebenso vollendet, so ganz ohne Eierschalen hinter den Ohren, tritt uns Sarah Vaughan entgegen in den frühen Aufnahmen der Zwanzig- bis Fünfundzwanzigjährigen, von denen hier eine empfehlenswerte Auswahl vorliegt.
Als wäre sie als fertige Meisterin vom Himmel gefallen klingt sie, und doch war sie eine der diszipliniertesten, zähesten Arbeiterinnen ihres Faches. Und sie klingt wie jemand, der von Anfang an einen eigenen klassischen Stil gefunden hat, an den eigentlich kein Jota mehr zu ändern ist. Dabei war "Sassy", wie man sie kennt, noch Zukunftsmusik. All die Veränderungen, zu denen ihr Perfektionismus sie im Laufe ihrer Karriere trieb, die unheimliche Erweiterung des Tonumfangs oder die schier atemberaubende Stimmakrobatik, sind hier noch nicht einmal zu ahnen.
Erst aus der Rückschau erkennt man einige kleine Mankos, die genauer besehen freilich keine sind: sie war noch keine Scatterin, hatte noch wenig Bluesfeeling und ihr Umgang mit dem Material war noch nicht so frei und flexibel. Und doch muss der Vergleich zwischen junger und reifer Sarah Vaughan nicht zu Ungunsten des Twen ausfallen; eine Spur weniger überirdisch makellos und uns Irdischen näher klingt die natürlich warme Stimme der Jugendlichen doch.
Und welche Weggefährten hatte die junge Frau! Sie überzeugt neben Swing-Größen wie Teddy Wilson, John Kirby oder dem jüngst verstorbenen Flip Phillips. Doch sie gehört von Anbeginn zum Lager der Bebopper, auch wenn sie sich selbst bei den Aufnahmen mit Modernismen zurückhält. So spielte Sarah Vaughan 1944 mit Dizzy Gillespie eine recht getragene Erstaufnahme von dessen "A Night In Tunesia" ein, das damals noch "Interlude" hieß. 1945 entstand mit Gillespie und Parker eine legendäre Version von "Lover Man", einem Titel, der eigentlich Billie Holiday "gehörte"; Hut ab vor so viel Selbstsicherheit."
Sarah sang, wie Bird und Diz spielten, und die beiden bliesen wie der Teufel! Für sie war Sarah das dritte Horn", kommentierte Miles Davis die Anfänge der großen Sängerin. Wie begeistert (vielleicht sogar verliebt?) Miles Davis war, das können wir hier auch auf den Aufnahmen des Jahres 1950 hören. Miles spielt hier sehr inspiriert und herzerwärmend in einer Begleitformation, der auch Tony Scott und Budd Johnson angehören. Auch ein halbes Jahrhundert später haben diese Aufnahmen nichts von ihrer Frische eingebüßt.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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