Naxos 8.554311-12
(142 Min., 08/1997) 2 CDs
Albéniz' “Iberia” ist teilweise unglaublich schwer zu spielen. Dass Alicia de Larrocha das Werk in ihren Referenzeinspielungen so leicht fällt, ist ein Wunder für sich, aber es hat auch zu etwas überzogenen Maßstäben geführt, denen Guillermo González nicht genügt. Wir hören schon sehr deutlich, wo in der “Fête dieu” und “Triana” die vertracktesten Stellen liegen. Das ist zwar durchaus interessant, bei unseren allzu hohen Technik-Erwartungen aber genug für ein Todesurteil. Außerdem ist González’ Ton relativ unvariabel, hart und keineswegs von der blühenden Iberia-Farbigkeit durchtränkt.
Und dennoch ist diese Aufnahme sehr eindrucksvoll. González, Klavierprofessor und Albéniz-Herausgeber, schält die rhythmischen Urzellen, populäre spanische Tanzschritte zumeist, entschieden heraus; wie ein Skelett scheinen sie hervor. Er will gar nicht gefallen oder verzaubern, sondern zeigen, woraus diese wunderbaren spanischen Bilder eigentlich bestehen. So nimmt er das Tamburin-Klappern im “Albaicín” verlangsamend unter die pianistische Lupe, und wir hören, wie Albéniz hier das Klavier verfremdet und erweitert hat.
Aller virtuosen Prachtentfaltung widerstehend, mag da sein inquisitorischer Professorenblick den leichtlebigen Charme etwas ausgetrieben haben. Dafür hören wir strenge, asketische, ganz durchgeistigte Impressionen. Sie erinnern an Schwarzweißaufnahmen sommerlich verbrannter Landschaft.
Matthias Kornemann, 01.12.1999
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