"Back to the future" lautete einmal das sinnige Motto eines Jazz-Labels. In diesen eher orientierungslosen postmodernen Zeiten ist es angemessener denn je, versteht man darunter den Brückenschlag von der ruhmreichen modernen Tradition in die jeweils noch ungewisse Zukunft. Dieser Brückenschlag war stets das Programm des ruhmreichen Blue-Note-Labels. Wenn also heutzutage ein junger Musiker den ersten Brückenpfeiler kräftig in die Tradition einrammt, ist das beileibe keine Schande. Genau das tut der Vibrafonist und Marimba-Spieler Stefon Harris auf seiner neusten CD. Die Tradition, auf die er sich bezieht, ist die aktuelle Musik um die Zeit seiner Geburt, genauer der funky Jazz-Rock, den 1977 Roy Haynes mit dem Vibrafonisten Bobby Hutcherson so elektrifizierend in schwarze Rillen bannte. Stefon Harris lässt seinen Keyboarder Marc Cary kräftig das Fender Rhodes bedienen und es mit deftigen Orgel-Sounds unterfüttern. In Terreon Gully hat er einen fast beängstigend virtuosen Jazz-Funk-Trommler Casey; Benjamin spielt ein Altsaxofon, das sich auf die Miles-Davis-Sidemen Gary Bartz und Kenny Garrett bezieht. Der besonders geschmeidige Kick der Musik entsteht dadurch, dass der Bassist Darryl Hall durchgängig das akustische Instrument spielt. Eine weitere eigene Farbe erhält die Musik durch den gelegentlichen spezifischen Harris’schen Gleichzeitigkeitsmix von Marimba und Vibrafon. Ein hübscher Strauß von Originals und Fremdkompositionen - eine übrigens an prominenter Stelle von Bobby Hutcherson - macht das Album zu einem ernst zu nehmenden Easy-listening-Projekt. Wer sagt, dass Stefon Harris der Stilgeschichte des Vibrafons schon jetzt ein neues Kapitel anzufügen habe?
Thomas Fitterling, 03.07.2004
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.