Mit seiner zweiten Veröffentlichung sollte es diese Ausgabe des Geoff Goodman Quintetts schaffen, ein Top-Act zu werden. Mit Felix Wahnschaffe am Altsaxofon, vor allem aber mit Rudi Mahall an der Bassklarinette, verfügt es über die aufregendsten Bläser in Deutschland; den Bass bedient der junge Altmeister Henning Sievert und der harmoniert immer wieder herrlich intensiv erregend mit dem Amerikaner Peter Perfido am Schlagzeug. Und der Mann mit den Zauberstäben hat sie alle drauf, die Feinheiten der flexiblen Rhythmusgestaltung von Bebop, Freebop und freiem Puls. Zu einer gestaltenden Einheit aber macht die Band der Komponist und Gitarrist Geoff Goodman. Der 50-jährige Amerikaner und Wahlmünchner kommt aus der modernen Tradition, und so sind harmonische Abläufe für ihn kein Tabu. Mit seinen Themen, die mitunter wie respektvoll ironische Verweiszitate von Mingus, Ornette Coleman und immer wieder Monk klingen, gibt er seinen Solisten stets einen aufs Neue stimmigen Rahmen, in dem sie sich idealtypisch selber verwirklichen können und dabei doch der Goodman'schen Musik dienen. Der Gitarrist und Leader selber schließlich klingt zunächst nach perfekter, moderner Jazzgitarre, doch da sind noch diese verfremdenden Einschüsse Bill Frisell'scher oder gar Eugene Chadbourne'scher Natur, und schließlich wird der Hörer gewahr, dass da einem die Verwirklichung der höchsten Jazztugend gelungen ist, nämlich die Entwicklung eines ureigenen Sounds. Diese "Tall Tales and Dreams" sind - in sprachspielerischer Übersetzung - geträumte Münchhauseniaden, die wunderbare Wirklichkeit geworden sind.
Thomas Fitterling, 01.09.2007
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