Hänssler/Naxos 93.013
(61 Min., 6/1991, 12/1995, 10/1997) 1 CD
Französisches aus Stuttgart – wem diese Kombination wenig vielversprechend anmutet, der sei daran erinnert, dass Sergiu Celibidache als Chefdirigent des SWR-Radiosinfonieorchesters maßstabsetzende Interpretationen der Werke Debussys und Ravels einstudierte, die auch auf CD vorliegen (siehe Rezension). Und was George Prêtre hier bietet, ist ebenfalls alles andere als Hausmannskost. Prêtres Musizierstil ist nicht so ausgefeilt wie der Celibidaches, mehr temperamentvoll als analytisch, doch in Konzept und Klanggestaltung stimmig und ansprechend.
Die zweite Suite aus Ravels Ballett "Daphnis und Chloé", hier in der reinen Orchesterfassung ohne Chor präsentiert, erfährt unter Prêtre eine gut durchstrukturierte, eher klassische als dionysische Interpretation, in der vor allem die kammermusikalisch aufgelockerten Partien des Mittelteils überzeugen. Trotz aller orchestraler Virtuosität trägt die Schluss-Apotheose hier einen eher temperamentvoll zupackenden Charakter, wobei das Element der Ekstase, des gefährlichenTaumels trotz perfekter Oberfläche, vielleicht ein wenig zu kurz kommt. In Prêtres betont dramatischer Gestaltung von "La Valse" wird der Kollaps eher durch finstere Mächte von außen herangetragen, als dass er Resultat der immer selbstvergessener und zerstörerischer werdenden Walzerbewegung ist. Eine unwirscher Walzer, der trotz gelegentlicher Grobschlächtigkeit zu packen vermag.
Sehr überzeugend, humorvoll und leichtfüßig gerät Prêtre schließlich die herrliche C-Dur-Sinfonie, die Georges Bizet als Siebzehnjähriger komponierte – ein Jugendstreich der Klassik-Anverwandlung, von den Interpreten mit ebensoviel Akkuratesse wie Augenzwinkern dargeboten.
Thomas Schulz, 08.03.2001
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