Was hat der Kerl nicht alles schon gemacht, um den konservativen Klassikbetrieb zu verwirren: Stücke von den Doors interpretiert, Jimi Hendrix nachempfunden, sich mit Klezmer ausgetobt. Und jetzt das: Nigel Kennedy bringt ein Album auf dem Jazz-Renommierlabel Blue Note heraus. Und zwar mit Ron Carter am Bass, Jack DeJohnette am Schlagzeug und Joe Lovano am Tenorsaxofon, um nur die prominentesten Mitstreiter aufzuzählen. Das ist ungefähr so, als hätte John Coltrane mit den Berliner Philharmonikern gemeinsame Sache gemacht.
Was soll man dazu sagen? Ist Kennedy vollkommen übergeschnappt oder größenwahnsinnig geworden? Keineswegs. Salopp gesagt: Er hat es drauf. Wenn sich andere Klassiker am Jazz versuchen, dann klingt es bestenfalls nett imitiert (wie bei Daniel Barenboims Ellingtonprojekt), schlimmstenfalls einfach nur zickig. Kennedy aber verfügt über eine makellose Swingphrasierung und hat genügend improvisatorische Erfindungsgabe, um seine Soli jederzeit spannend (und genügend dreckig) zu gestalten. Selbst seine Jazz-Eigenkompositionen, wie das an "Stella by Starlight" angelehnte "Maybe In Your Dreams", sind durchaus brauchbar.
Überhaupt überrascht die stilistische Bandbreite der "Blue Note Sessions". Süffigen Hardbop gibt es, lässigen Hammondorgel-Funk, Calypso und Blues. Dass der Jazzrock oft nicht weit entfernt ist, liegt an Kennedy selbst. Wenn der seine Geige an den Gitarrenverzerrer anschließt, kann sich Jean-Luc Ponty warm anziehen. Chapeau.
Josef Engels, 01.09.2007
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