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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Jean-Philippe Rameau

Orchestersuiten aus "Naϊs" und "Zoroastre"

Orchester des 18. Jahrhunderts, Frans Brüggen

Glossa/Note 1 GCD 921106
(64 Min., 9/1998, 11/2000) 1 CD

Wer die barocke Orchestersuite bisher nur mit Werken Bachs kennen gelernt hat, der wird erstaunt sein, was zu dieser Gattung etwa zeitgleich in Frankreich beigetragen wurde. Freilich, im Gegensatz zu Bachs Suiten entstanden diese beiden Exemplare von Jean-Philippe Rameau im Zusammenhang mit Opern, als deren Einleitung und Tanzeinlagen sie fungierten.
Rameau musste es also darum gehen, ein sensationslüsternes, erlebnishungriges Opernpublikum mit immer neuen musikalischen Überraschungen zu unterhalten. Dazu bediente er sich jedoch nicht etwa vordergründiger, platter Effekte. Vielmehr waren ihm die Anforderungen des Opernbetriebs Anreiz zur unermüdlichen Weiterentwicklung des barocken Stils bis an die Grenzen des musiktheoretisch "Erlaubten" - und oft auch ein Stück darüber hinaus.
Rameaus Tanzsätze, wie sie auf dieser CD in Form von instrumentalen Satzfolgen aus den Opern "Naϊs" und "Zoroastre" präsentiert werden, sind satztechnisch oftmals erstaunlich vielschichtig: Mehrere melodische Geschehnisse, prägnant durch unterschiedliche instrumentale Farben hervorgehoben, überlagern sich und führen nicht selten auch zu interessanten Reibungen. Überhaupt sind Rameaus sehr instrumental gedachte, einfallsreiche Melodien immer für eine Überraschung gut: Hier ein unerwarteter Sprung, dort ein eigenartig lang ausgehaltener Ton, und schon strauchelt der Hörer im komplizierten Stimmengeflecht, um dann die Wiederholung des Satzteils mit noch gesteigerter Aufmerksamkeit zu verfolgen. Hinzu kommen auf harmonischer Ebene kühne Vorhaltsbildungen unterschiedlicher Art auf allen Ebenen des Satzes. Im Beiheft helfen Hinweise zu markanten Punkten des Bühnengeschehens beim Verständnis einiger Sätze.
Frans Brüggen und das Orchester des 18. Jahrhunderts musizieren die schwierigen Stücke routiniert und im vollen Bewusstsein ihrer hohen Expressivität. Probleme gibt es hier und da mit der Bündelung der recht großen Besetzung: Nicht immer ist die rhythmische Prägnanz des Zusammenspiels ganz befriedigend. Zahlreiche gut gesetzte Verzierungen führen zu einer weiteren Steigerung der ohnehin vorhandenen Spannung. Sehr überzeugend und sicher im Sinne des Komponisten kommen auch die schönen Farben der historischen Instrumente zur Geltung.

Michael Wersin, 01.09.2007


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