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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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A Fortnight In France

Patricia Barber

Blue Note/EMI 578 214
(63 Min., 3/2004) 1 CD

Frankreich hat dem Jazz einiges gegeben. Als man in den USA die improvisierte Musik beispielsweise noch für anzügliches Bordellgehupe hielt, hatte man in St. Germain längst erkannt, dass es sich beim Bebop möglicherweise um Kunst handelt. Seitdem konnte die Grande Nation dem Jazz einen ganz speziellen phonetischen Stempel aufdrücken. Es handelt sich dabei um die nasalen Ansagen, mit der eine ganze Reihe von wichtigen Live-Mitschnitten beginnt. "Patrissia Barbär" nuschelt nun also der Conferencier im Metzer Arsenal ins Mikrofon. Und man weiß sofort: Die in Chicago lebende Pianistin und Sängerin Patricia Barber hat mit ihrer Band Frankreich besucht und das Aufnahmegerät mitlaufen lassen.
Es ist mal wieder typisch. In Deutschland kennt man die spröde Dame kaum. Jenseits des Rheins füllt sie jedoch die Säle. Das ist verdienstvoll. Denn Patricia Barber erweist sich keinesfalls als weitere Sanges-Hippe, deren Musik "Schöner Wohnen" in Noten ist. Als erste Vokalistin in der langen Geschichte von Blue Note veröffentlichte sie vor zwei Jahren mit "Verse" ein Album, das ausschließlich aus selbst verfassten Songs bestand. Die dort eingespielte Komposition "Pieces", die nun als Konzert-Version im Zentrum von "A Fortnight In France" steht, ist so etwas wie ein Schlüsselstück. Barber, die studierte Psychologin, erzählt da in sieben Vierteln die Geschichte einer absurden Persönlichkeitszerrüttung.
Und ja, viele Seelen wohnen in Barbers Brust. Die Dokumentation ihrer zweiwöchigen Frankreich-Tour mit Gitarrist Neal Alger, Bassist Michael Arnapol und Drummer Eric Montzka macht es deutlich. Mal wähnt man sich im Singer-Songwriter-Reich von Joni Mitchell, Laurie Anderson oder Melissa Etheridge, mal hört man eine akademische Ausgabe von Diana Krall Standardballaden murren, mal gibt es gar Anklänge an den finessenreichen Pop-Jazz des Esbjörn Svensson Trios. Als Sängerin ist Patricia Barber freilich ein Tick zu kühl, zu intellektuell. Dieses Manko wird durch die Dramaturgie auf "A Fortnight in France" jedoch wettgemacht. Gegen Ende der Aufnahme, wenn Eric Montzka zu einem Perkussiongewitter in Steve-Gadd-Manier ausholt, versteht man die Begeisterung der Franzosen vollauf. Die wissen, was gut ist.

Josef Engels, 01.09.2007


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