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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Sweets

Harry Edison

Clef Records/Universal MG C - 717
(45 Min., 9/1956) 1 CD

Es gibt Menschen, die mit wenigen Worten auskommen und uns damit immer wieder ähnliche Geschichten erzählen. Das kann recht langweilig sein, muss es aber nicht, wenn wir nicht auf ihren begrenzten Wortschatz sehen, sondern auf das große Herz, das sich damit offenbart und uns wärmt. So ähnlich geht es uns mit dem liebenswürdigen Trompeter Harry Edison. Zwei, drei Töne genügen uns, ihn zu erkennen - und ihm als Baustein. In genialer Schlichtheit und mit viel Humor wiederholt er melodische und rhythmische Phrasen (oder auch nur einen einzigen Ton!) immer wieder, wandelt sie ab und baut seine Soli darauf auf. Seine Improvisationen erhalten dadurch viel Stringenz und wir sehen ihm nach, dass sie oft einer Aneinanderreihung von Bausteinen gleichen, die wir von ihm schon so gut kennen. Seine Vorbilder waren anfangs so kraftvolle Trompeter wie Armstrong und Eldridge; er erbte ihre Glut, doch klang er meist so, als hätte er sich vorgenommen auf Sparflamme noch mehr zu kochen als jene mit einem Feuerwerk. Sein Understatement, die anrührende Zärtlichkeit seiner Dämpfer-Töne passen zu seinem Spitznamen "Sweets", das dem Album den Namen gab. Kongeniale Gefährten standen ihm bei diesem Programm aus Blues und Standards zur Seite, allen voran der große Tenorist Ben Webster, wie "Sweets" ein großer, empfindungsreicher Melodiker, der für seine Geschichten nicht viele Töne brauchte. Gitarrist Barney Kessel ist in bluesiger Laune, Pianist Jimmy Rowles, geschmackvoll wie immer, der Bassist Joe Mondragon und der Drummer Alvin Stoller swingen. Schönheit kleidet sich bisweilen in ein Gewand, das sie durch seine Schlichtheit benahe zu verhüllen droht. Vorliegendes Album kann man im Hintergrund plätschern lassen und es fälschlich für belanglos halten. Gibt man sich ihm hin, wird man einer wunderbaren Bereicherung seiner Sinne inne. 2005 wäre "Sweets" 90 Jahre alt geworden - Grund genug, sich seiner an Hand eines klassischen Beispiels seiner kleinen, großen Kunst zu entsinnen.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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