home

N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Maria Guleghina ist eine Primadonna der Alten Schule: große Töne, große Gesten. Wenig dazwischen. Eine aufbrausende Tosca, eine mörderische Abigaille. Diese Frau als fragile, mädchenhafte, verführerische, verschwenderische, liebesgierige, kokette Manon Lescaut? Klingt nach Fehlbesetzung. Ist es aber nicht. Wir müssen Abbitte leisten. Guleghina beherrscht mehr als die große Geste, mehr als den großen, schweren, lauten Ton. Schon mit ihrem ersten Auftritt macht sie klar, warum die Familie sie in ein Kloster schickt: Wie die die Männer anguckt! Kein Kind von Traurigkeit, diese Manon. Eher bedenklich nymphoman und mit allen Wassern gewaschen. Noch ein Blick, und die Familienehre ist futsch! Die Riesenstimme fährt sie auf ein Minimum herunter: zart, leicht, scheinbar unschuldig, dabei farbig und üppig, doch nie fett, um im vierten Akt, wenn den meisten Kolleginnen die Luft ausgeht, so richtig aufzudrehen.
Ihr Des Grieux, Jose Cura, ist nett anzusehen. Lucio Gallo verausgabt sich eindringlich als Lescaut. Riccardo Muti schwelgt schulmeisterlich in Puccini. Die durch und durch traditionelle Inszenierung Liliana Cavanis liefert den angemessen dekorativen Hintergrund für Guleghinas Augenaufschlag.

Jochen Breiholz, 23.12.2005



Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr


Abo

Top