Technisch hat Angela Gheorghiu ihren Puccini im Großen und Ganzen parat - wenn man die Stumpfheit einiger Spitzentöne etwa in "O mio babbino caro" oder "Chi il bel sogno di Doretta?" und die hier und da hörbaren leichten Kratzgeräusche als (momentane?) Ermüdungserscheinungen verbucht. Hinsichtlich des Ausdrucks jedoch bleibt dieses Wagnis eines umfassenden Puccini-Arien-Rezitals sehr monochrom: Weder verfügt Gheorghius Mimì über jenen atemberaubenden mädchenhaften Liebreiz, den eine Mirella Freni in ihren besten Tagen dieser Figur zu verleihen mochte, noch blitzt bei ihrer Musetta das erforderliche Maß an koketter Durchtriebenheit auf. In den beiden Butterfly-Airen "Un bel dì vedremo" und "Tu, tu piccolo Iddio" hingegen vermisst man die tragische Größe einer Leontyne Price. So und ähnlich ließe sich die gepflegte Langeweile auf gewiss beachtlichem gesangstechnischen Niveau noch weiter beschreiben: Nirgends hebt den Hörer eine Phrase aus dem Sessel, kaum jemals horcht man wirklich gebannt auf. Die Abwesenheit von Sängerdarstellerinnen wie Maria Callas, Victoria de los Angeles, ja auch Julia Varady - um zusätzlich zu den oben genannten einmal ein paar ganz unterschiedliche Puccini-Interpretinnen zu nennen - wird auf diese Weise schmerzlich bewusst. Oper will doch mitreißen, aufrütteln, zu Tränen rühren; all das bleibt hier leider, leider aus.
Michael Wersin, 12.02.2005
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