TDK/Naxos DV-JBCDM
(90 Min., 3/1981) 1 DVD
Über dem Schlagzeugplatz von Billy Cobham schwebt ein Spiegel - zur Freude des Publikums und der Kameraleute. Die halten vor allem während der Soli des Amerikaners auf die Spiegel und zeigen, wie behänd der Amerikaner mit den Stöcken wirbelt. Das Publikum im schweizerischen Riazzino dürfte 1981 ebenfalls seine Freude daran gehabt haben, denn Cobham und seine Mannen heizten mit trockener, harter Fusion ein. Nach dem internationalen Durchbruch mit John McLaughlins Mahavishnu Orchestra und dem spektakulären Erfolg der eigenen Platte "Spectrum" hatte er eine exzellente "Glassmenagerie" beisammen. Vor allem der junge Mike Stern fasziniert durch atemberaubende Soli, in denen die flinken Läufe und einige von John McLaughlin entwickelte Figuren nachwirken. Michal Urbaniak sorgt mit der Violine und einem Vorläufer heutiger Bläser-Synthesizer, dem Lyricon, für einen solistischen Gegenpol. Dabei hält nicht alles, was 1981 brandaktuell war, dem Wandel der Zeiten und des Geschmacks stand. So ist der blecherne Klang des Lyricons in den ohnehin nur auf schwachen Themen beruhenden Reggaes "Crosswind" und "Al Hallows Eye" allenfalls als historisches Relikt aus einer Zeit zu verstehen, in der die elektronische Klangerzeugung gerade im Umbruch war. Für dieses Manko entschädigen Cobhams brillantes Spiel, der nicht nur überragende Soli schlägt, sondern auch das Ensemblespiel aus dem Hintergrund steuert. "Mendocino" ist ein grandioses Feuerwerk seiner Schlagzeugkunst. Gil Goldstein am E-Piano und der Bassist Tim Landers runden die bestens aufeinander eingespielte Band ab. Der Auftritt ist ein eindrucksvolles Tondokument aus einer Zeit, als die Fusion noch nicht zur Fahrstuhlmusik verkommen war. Ton und Bildregie entsprechen der Qualität durchschnittlicher Jazz-Aufzeichnungen: beide sind ohne Brillanz, und gelegentlich rennt ein Kameramann durchs Bild.
Werner Stiefele, 12.11.2005
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr