Erato/Warner Classics 0630-14635-2
(143 Min.) 2 CDs
Im Rahmen seiner Gesamteinspielung des Bachschen Kantatenwerkes hat Ton Koopman jetzt auch die sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums als Dirigent geleitet. Die Aufnahme ähnelt den bereits erschienenen Kantaten-Produktionen: Koopman wirkt gelöst, unverkrampft, er lässt die Musik fließen und natürlich atmen, und er beweist immer wieder auch sein ausgeprägtes Gespür für sinnliche klangfarbliche Reizwirkungen.
Ließen sich bei Koopman und seinem spieltechnisch und artikulatorisch brillanten Amsterdamer Barockorchester nicht hier und da auch noch Quentchen jugendfrisch-stürmischen Überschwangs ausmachen, so trüge diese Interpretation alle Anzeichen wahrer Altersweisheit. Koopman kämpft nicht, er provoziert nicht mehr um des bloßen Muskelspiels willen, sondern er lässt der Musik Raum. Das verleiht seiner Darbietung einen Hauch zeitloser Gültigkeit und ein überaus menschliches Gesicht.
Die Besetzung der Solopartien kann hingegen nur in ihrem maskulinen Teil voll überzeugen; namentlich Christoph Prégardien als Evangelist verbindet stimmliche Schönheit mit einer erzählerischen Aussagekraft, die ganz ohne Manierismen auskommt. Enttäuschend ist im Vergleich dazu vor allem die Altistin Elisabeth von Magnus, bei der etwa die (von Koopman sehr rasch genommene) Arie „Schlafe, mein Liebster“ klingt wie das routinierte Abendlied einer gestressten Säuglingsschwester.
Susanne Benda, 01.12.1999
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