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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Francis Poulenc

Die komplette Kammermusik

Nash Ensemble

Hyperion/Koch CDA 67255/6
(146 Min., 12/1998, 1/1999) 2 CDs

Für die einen ist Fancis Poulenc lediglich ein musikalisches Leichtgewicht, den anderen gilt er als die Verkörperung französischer Musik schlechthin. Auf jeden Fall ist er heute einer der populärsten Komponisten es 20. Jahrhunderts und zählt zu den wenigen, die Anspruch mit Unterhaltung, Tiefe mit Leichtigkeit und Scharm verbinden konnten, ohne sich zu kompromittieren.
Am stärksten war Poulenc auf dem Gebiet der kleinen Form und in der Kammermusik finden sich einige seiner bewegendsten Werke. Außerdem lässt sich an ihr Poulencs Weg in seiner Gesamtheit verfolgen, von der bewusst provokativen Sonate für zwei Klarinetten, die Poulenc als Neunzehnjähriger komponierte - manch einer würde sagen: verbrach -, bis zur Oboensonate von 1962, seinem letzten Werk. Und nicht zuletzt beweist ein Stück wie die dramatisch aufgewühlte Violinsonate, dass Poulenc auch das genaue Gegenteil jenes oberflächlichen Sonnyboys sein konnte, als den seine Verächter ihn gerne hinstellen.
Die größte Stärke der neuen Gesamtaufnahme mit dem Nash-Ensemble ist ihre Seriosität. Das mag langweilig klingen und bei Poulencs Musik sogar kontraproduktiv erscheinen, meint aber das Gegenteil. Das Nash-Ensemble zeigt mehr als viele Interpreten vor ihm, wie viel Nachdenklichkeit und Substanz etwa im Bläsersextett stecken, ohne dass der Humor der Musik dadurch geopfert würde. Ein besonderes Lob gilt den vorzüglichen Bläsersolisten, die die zahlreichen Klippen der späten Bläsersonaten mühelos meistern und bezaubernd klangschöne und betont lyrische Interpretationen dieser Meisterwerke liefern.
Zugegeben, in einigen Stücken, etwa der Violinsonate und dem Trio für Oboe, Fagott und Klavier könnte ich mir durchaus etwas mehr Biss vorstellen. In diesem Punkt ist die bei RCA erschienene Aufnahme mit französischen Musikern unübertroffen (siehe Rezension). Aber die wurde nach knapp einem Jahr schon wieder gestrichen (Bravo, BMG!), und die Einspielungen des Poulenc-Zyklus bei EMI tragen teilweise lediglich dokumentarischen Charakter, sodass die vorliegende Einspielung zurzeit konkurrenzlos ist.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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