DG/Universal 477 62324
(58 Min., 10/2005, 2/2006) 1 CD
Wo andere Paganini spielen, um zu zeigen, wie weit ihre Technik reicht, ist dieses Thema bei Hilary Hahn schnell abgehakt: an Technik muss man bei ihr keine Gedanken verschwenden. Zwar wird man anfänglich staunen, wie und vielleicht auch warum sie so leichtfüßig über alle Fallstricke des Handwerks hinwegtanzen kann, dann aber wird man sich einfach beruhigt zurücklehnen im Wissen darüber, dass hier rein gar nichts schief gehen kann. Und wenn man sich zurückgelehnt hat, wird man nach einer Weile wieder staunen, wie viele Perspektiven Hahn einem Schaustück wie dem ersten Violinkonzert von Paganini und anschließend noch Spohrs selten gespielter "Gesangsszene" abgewinnt. Dabei tut sie das, verlässlich begleitet vom Schwedischen Rundfunksinfonieorchester unter Eiji Oue, ganz mühelos, mit einem klaren, doch weichen, an die Glanzzeiten von Itzhak Perlman erinnernden Ton, der mit geradezu chirurgischer Präzision jede musikalische Wendung blitzschnell, sauber und sehr individuell nachzeichnet und dabei nicht im Detail hängen bleibt, sondern mit einer bewundernswerten Natürlichkeit den Zusammenhang sucht und gestaltet und die Stücke dabei künstlerisch weiter trägt, als man es hätte vermuten mögen. Wie sehr Hahn musikalisch - und nicht bloß instrumental oder gar geigerisch denkt - zeigt auch die Werkauswahl selbst, die sich über die Konkurrenz der Zeitgenossen Paganini und Spohr hinwegsetzt und die Gemeinsamkeiten der Rivalen unterstreicht: ihre Liebe zum Melos, zum Gesang, zur großen, geschwungenen Linie als primärem Antriebsmoment. Also: Hut ab vor dieser klugen Geigerin!
Raoul Mörchen, 22.09.2006
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