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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Heinrich Kaminski

Das geistliche A-Cappella-Werk

orpheus chor münchen, Priska Eser-Streit, Roxana Constantinescu, Gerd Guglhör

Oehms/harmonia mundi OC 608
(79 Min., 7/2005) 1 CD

Heinrich Kaminski, einer der vielen irgendwie - namentlich - bekannten, aber eigentlich doch ganz unbekannten Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; ein Lebensweg, der 1886 im Schwarzwald begann, später nach Bielefeld und Berlin führte, durch das Nazi-Regime empfindliche Störung und Behinderung erfuhr, schließlich, nach herben Schicksalsschlägen auch im familiären Bereich, 1946 im oberbayerischen Ried endete. Sein geistliches A-Cappella-Werk, wie es auf dieser CD komplett vorgestellt wird, entfaltet sich vom Choral- und Liedsatz bis hin zur mehrteiligen Psalmmotette mit Sopransolo. Stilistisch hält Kaminski an der Tonalität fest, bedient sich einer im Grunde spätromantischen, gelegentlich an Reger erinnernden Tonsprache, die jedoch nicht vorschnell als epigonal oder anachronistisch abgetan werden sollte: Der im Beiheft abgedruckte Ausschnitt aus einem Vortrag Heinz-Klaus Metzgers lässt zumindest erahnen, dass auch eine scheinbar so konservative Haltung eine wohlüberlegte theoretische Basis haben kann, die gerade nicht auf Isolation, sondern auf Auseinandersetzung mit anderen Zeitströmungen beruht.
Unbelastet durch solches Hintergrundwissen wird der Hörer vornehmlich die wunderbar geschmeidige und klangvolle Chorsatz-Kunst Kaminskis genießen, er wird sich u.a. an Priska Eser-Streits berückend schönem Sopransolo im Mittelsatz des 130. Psalms erfreuen und den homogenen Chorklang des Orpheus Chor München zu schätzen wissen. Gerd Guglhör, der in dem von ihm gegründeten Laienensemble umfassende stimmbildnerische Arbeit leistet, hat seit seiner Cavalli/Pergolesi-CD große Fortschritte erzielt in punkto Homogenität (sowohl innerhalb der einzelnen Stimmen als auch im Gesamtklang) und ruhige Stimmführung (gerade auf der oben erwähnten CD mit Alter Musik erweist sich das damals nicht unerhebliche Vibrato als problematisch). Es entsteht mittlerweile insgesamt ein runder, warmer und weicher Sound, der hervorragend zum hier präsentierten Repertoire passt. Etwas mehr Textverständlichkeit würde man sich noch wünschen, geht es doch bei geistlicher Musik vordringlich immer um den Aspekt der Verkündigung - besonders auch bei Kaminski, dessen Harmonik und Melodik sich immer wieder in unmittelbar evidenter Weise an der Textaussage orientiert bzw. sich mit dieser verbindet.

Michael Wersin, 01.09.2007


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