Sony SK 62691
(61 Min.) 1 CD
Auf dem Foto im Beiheft blickt Arkadij Volodos, Sonys neue Pianisten-Entdeckung aus St. Petersburg mit Wohnsitz in Madrid, ganz besonders grimmig drein, als ob ein Virtuose von heute nichts zu lachen hätte. Dabei kann das fünfundzwanzigjährige Noname-Talent eigentlich froh sein, bei der heutigen Marktlage so schnell und exklusiv bei einer großen Plattenfirma untergekommen zu sein, denn was er hier auf seiner mit aberwitzigen Transkriptionen vollgestopften Debüt-CD außer stupender Fingerfertigkeit anzubieten hat, lässt (noch) keinen genialischen Interpreten ahnen.
Aber einen gewissen Unterhaltungswert als große Zirkusnummer verspricht dieser frischgeklonte Mini-Horowitz allemal, und darum hat die PR-Abteilung vorsorglich seinen schönen Vornamen gestrichen. Zu einem originalen wilden Genie aber fehlt es dem “Neoromantiker” entschieden an intellektuellem Witz, an verführerischem Charme, an bezwingender Individualität und vor allem an pianistischer Aura ... alles unverzichtbare Eigenschaften eines echten Virtuosen, die Volodos’ erklärtes Vorbild Cziffra im Überfluss besaß. Volodos bedient nur das Klischee vom romantischen Virtuosen, anstatt es weiterzudenken, er verbleibt in der Rolle eines Kopisten, der gutgemachte Fälschungen anbietet.
Attila Csampai, 30.04.1997
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