Naxos 8.553852
(71 Min.) 1 CD
Ziemlich nekrophil hebt die neue Gesamtedition der Klavierwerke Liszts bei Naxos an: Totentänze rahmen “Unstern” und die beiden “Trauergondeln” ein. Eine Publikumsanbiederung ist das nicht. Doch unterm dorischen Naxos-Gebälk ereignet sich ein kleines Wunder: Arnaldo Cohen hebt an, den Olymp der Liszt-Interpreten zu erobern!
Dem Brasilianer gelingt es hinreißend, zwischen Bravour und Spätwerk-Kahlheit zu balancieren. Noch viel Sinnliches entdeckt er in den Trauergondeln und den anderen schwarzen Schlackeresten des alten Virtuosen, anstatt die Stücke auf die proto-atonale Nadel zu spießen. Und er entfesselt schon die ganze Bartók-Wildheit im früheren “Totentanz”; die geringste Überleitung wird zur gleichsam skelettierten, farb- und pedallosen Perkussionsnummer (wie gefällig schlenkern daneben Saint-Saëns’ Tote ihre mondänen Gebeine in Liszts Transkription, die am Beginn steht). Dass Cohen aus den “Réminiscences des Huguenots”, niemandes Lieblings-Liszt, eine lodernde Virtuosen-Kür macht, lässt endgültig staunen, denkt man an die lahmen Wiederbelebungsversuche vieler Kollegen. Ganz organisch und verstanden tönen so fünfundvierzig Schaffensjahre vorüber. Arnaldo “furioso” ist hier eine grandiose Liszt-Platte gelungen.
Matthias Kornemann, 01.09.2007
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