Nimbus/Naxos NI 5563
(64 Min., 12/1997) 1 CD
Von all den Spät- und Spätestromantikern, die seit einigen Jahren wiederentdeckt werden, ist Zemlinsky für mich der Beste - trotz Korngold, trotz Schreker. Ein Meisterwerk wie das 1914 vollendete Zweite Streichquartett zeigt die unverwechselbare Eigenart dieses Komponisten: Dieses Stück ist sowohl Quartett als auch Kammersinfonie, quillt über vor Emotion und Idee, ohne formlos zu wirken, geht an die äußersten Randbezirke der Tonalität, ohne sie zu überschreiten, fordert vom Hörer ein Höchstmaß an Konzentration und bleibt trotzdem mitteilsam.
Auch die Bekanntschaft mit dem frühen Ersten Quartett ist faszinierend, zeigt sich doch, dass Zemlinsky nicht etwa, wie viele seiner Zeitgenossen, als Wagnerianer begann. Im Gegenteil: Wagners Antipode Brahms ist es, der hier Pate gestanden hat. Und noch eine weitere Wahlverwandtschaft tut sich auf, die auf den ersten Blick überraschen mag: Antonín Dvorák! Trotz aller Einflüsse kündigt sich jedoch auch bereits Zemlinskys eigene kompositorische Persönlichkeit unverkennbar an. Und, nicht zuletzt: Gibt es, nach Mozart und Haydn, ein besser gelauntes Stück Kammermusik?
Die intensiven, subtil ausgehörten Interpretationen des Artis-Quartetts stehen denen des LaSalle-Quartetts, die ebenfalls Zemlinskys Werke aufgenommen haben, in nichts nach. Ich freue mich schon auf Folge zwei, mit den restlichen beiden Quartetten.
Thomas Schulz, 28.02.1999
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