Extremes kann und will Murray Perahia bei seiner Einspielung von Bachs Englischen Suiten nicht bieten: Weder zelebriert er darstellerische Strenge und mechanistische Reproduktions-Beliebigkeit, noch lässt er zügelloser romantisierender Subjektivität bedenkenlos freien Lauf. Die Qualität von Perahias Deutung liegt vielmehr in der spieltechnischen Virtuosität und in dem enormen Ideenreichtum, mit dem er hier die so oft gescholtene goldene Mitte glänzen lässt.
Vor allem bei den fugiert angelegten Sätzen und Satzteilen beweist er eine geradezu frappierende Unabhängigkeit der Hände und stellt seine Fähigkeit des struktur- und sinnbetonten Phrasierens und Dynamisierens immer wieder auf überzeugende Weise unter Beweis. Rhythmischer Impuls und thematische Melodieführung befinden sich stets in harmonischer Balance. Und manieriert wirkt diese Aufnahme nirgends: Ruhig lässt Perahia die natürlichen Tempi fließen, und organisch grenzen sich die einzelnen Satzcharaktere voneinander ab.
Lediglich in Belangen der Dynamik hätte ich der Interpretation neben sehr viel forte und mezzoforte auch einmal den Mut zum wirklichen piano gewünscht.
Susanne Benda, 01.12.1999
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.
Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion
An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.
Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr