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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Between The Times

Knut Rössler, Johannes Vogt, Miroslav Vitous

ACT/Edel Contraire 9463-2
(55 Min., 10/2006) 1 CD

Es ist heute durchaus nicht mehr ungewöhnlich, wenn sich Alte Musik und Jazz begegnen. Oft sind es Saxofonisten wie Michael Riessler, Jan Garbarek oder – im vorliegenden Falle – Knut Rössler, die eine Affinität zu jenen Formen Alter Musik entwickeln, die auf modale Improvisationsmöglichkeiten hin offen sind. Meist ist es dann das Sopraninstrument, das zum Einsatz kommt. Vor Jahren ergab es sich eher zufällig, dass der Jazzsaxofonist Rössler mit dem Lautenisten und Spezialisten für Alte Musik, Johannes Vogt, zusammenspielte. Rössler war von der Rolle und der Art der Improvisation in der Alten Musik fasziniert, und Vogt begeisterte sich für die Anverwandlungsmöglichkeiten seiner Alten Musik im neuen Kontext; das Duo "Between The Times" war geboren.
Für ihr Debüt auf "Act" haben sich die beiden ein besonderes Programm zusammengestellt. Sie beziehen dafür ihr Material aus der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock, wie sie sich in der Lautenmusik im Paris des 17. Jahrhunderts manifestierte. Dieses Material wird originalgetreu dargeboten; in diese Darbietungen interpoliert oder ihnen gegenübergestellt werden dann Gestaltungen von Stücken, die von Rössler/Vogt aus diesem Material entwickelt wurden. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Mitwirkung des legendären Kontrabassvirtuosen Miroslav Vitous, den man als Lautenisten des Tieftoninstruments aus dem Geiste New Yorks und Prags bezeichnen könnte. Die Franzosen würden ihn ein "sacré monstre" nennen, derart übernatürlich wirkt seine Technik und Ausdruckskraft. Mitunter – nachdem die Lautenoriginale auf unverfälschte Weise ihre Klasse entwickelt haben und sich zuweilen daran etwas ermüdend säuselnde Petitessen angeschlossen haben – greift der Bass mit gewaltigem Ton und ordnender Hand in das Geschehen ein und schafft erlösende Erdung. Die sporadisch verschämt eingesetzten Synthesizerklänge erweisen sich so als ebenso unnötig dräuendes Beiwerk, wie die ähnlich aufgesetzten Perkussionswölkchen eines Mani Neumaier geschmäcklerisch wirken; das Booklet schweigt sich über diesen einstigen Free-Jazz-Trommel-Guru diskret aus.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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