Audite/Naxos 95.467
(51 Min., 11/1979) 1 CD
Gemeinsam mit Bernstein war Rafael Kubelik einer der ersten Dirigenten, die Gustav Mahlers Musik in den sechziger Jahren der Vergessenheit entrissen. Kubeliks Pionierleistungen, seine kantige, transparente Interpretationsweise wurde leider nie angemessen gewürdigt. Welche Autorität er jedoch verkörperte, wird angesichts diese Konzert-Mitschnitts von 1979 aus München deutlich.
Während Mahlers sinfonischer Erstling unter vielen Dirigenten vor allem der mittleren und jungen Generation zum romantischen Rührstück verkümmert, zeigt Kubelik, wie viel jugendlich revolutionärer Zündstoff in der Partitur steckt - etwa in den statischen, naturlautartigen Klangflächen des Beginns oder in der geisterhaften Trauermarsch-Persiflage des dritten Satzes mit einem wunderbar schrägen Kontrabasssolo.
Die größte Leistung von Kubeliks Interpretation ist es, die extrem verschiedenen Charaktere des Werks, vom Kuckucksruf über Klezmer bis zum gewalttätigen Orchestergetümmel, unter einen Bogen zu spannen, ohne Ecken und Kanten glatt zu bügeln: So erscheint etwa der Schluss des Finales, bei aller Prachtentfaltung, einmal nicht als reine Materialschlacht, sondern als logische Schlussfolgerung aus der vorangegangenen thematischen Entwicklung. Besser geht es nicht.
Thomas Schulz, 02.03.2000
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