Virgin/EMI 545 656-2
(61 Min., 7/2003) 1 CD
Als Jules Mazarin 1661 starb, ging der Stern seines Landsmannes Jean-Baptiste Lully nur noch umso mehr auf: Lully bestieg den Thron des "Surintendant de la Musique de la Chambre". Doch schon da hatten die beiden Italiener das musikalische Paris bereits fest in ihre Hände gebracht. Während niemand an Lully, diesem geschickten Repräsentationskomponisten von Ludwig XIV., mehr vorbeikommen sollte, setzte Mazarin hingegen in seiner offiziellen Funktion als Leiter des französischen Ministerrats ganz auf Qualität. Aus seiner Heimat importierte Mazarin, der eigentlich Giulio Mazzarini hieß, ständig die allerneuesten Trends, Kastraten-Stars und Komponistengrößen wie Luigi Rossi und Francesco Cavalli. Und diesem kunstsinnigen Politiker hat der junge, französische Countertenor Philippe Jaroussky eine Porträt-CD gewidmet, um gleichzeitig eine eigene, viel versprechende Visitenkarte abzuliefern.
Mit den Motetten (Monteverdi, Francesco Foggia), Kantaten (Giovanni Battista Bassani) und kleinen, damals populären Melodien hat Jaroussky nicht nur ein Raritäten-Repertoire zusammengestellt, das den Pariser Musikgeschmack jenseits allen Pomps widerspiegelt. Jarousskys makellos fein geschliffene Stimme besitzt jene Schattierungsvielfalt, jenen magischen Zauber wie strahlenden Glanz, um die geistliche Strenge genauso auszuleuchten wie das liebestolle Gemüt. Dass die von Jaroussky in die barocke Rhetorik eingezogenen Blutbahnen aber so reibungslos funktionieren, ist nicht zuletzt dem Ensemble La Fenice zu verdanken. Unter der Leitung von Jean Tubéry wird die musikhistorische Authentizität nicht mit dem Rechenschieber abgemessen, sondern mit edelstem Fingerspitzengefühl.
Guido Fischer, 05.06.2004
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