ECM/Universal 476 052-2
(66 Min., 9/2001) 1 CD
Das Dowland-Projekt geht weiter - diesmal ohne Dowland. Mit dem Album “In Darkness let me dwell” hatten die Musiker erfolgreich versucht, nach Jan-Garbarek-Erfolgsrezept ein weiteres Mal meditative Alte Musik mit Hilfe jazziger Saxofonklängen für ECM neu aufzukochen. Jetzt haben sie sich an eine Blütenlese der Musik von Dowlands Zeitgenossen und unmittelbaren Erben gemacht. Ein Aufguss, gewiss, doch ist das Ergebnis keineswegs fade. Nach wie vor mischt sich der obertonreiche, morbide Klang des Saxofons gut mit den alten Instrumenten und John Potters fassettenreich emotionaler Gesang verleiht der Aufnahme im Dialog mit Stephen Stubbs Chitarrone authentisches Rückgrat. Der Kommentar der Moderne wird sparsam eingesetzt. Das ist gut so: Sowohl im Gegensatz zu den Veränderungen, die Dowlands Zeitgenossen über eine wiederkehrende Bassformel anzubringen wussten, aber auch zu Garbareks Schwelgen haben John Surmans Improvisationen nämlich die leichte Tendenz, in unverbindliche Happy Music abzudriften. Auch in den gelungeneren Passagen fügen Surmans Saxofon, Barry Guys Jazzbass oder Maya Homburgers vereinzelte modernistische Flageoletttöne den Stücken nichts Unverzichtbares hinzu. Aber sie schaffen Brücken und bieten geschmackvolle und wohldosierte Momente der Entspannung in und zwischen den fein gearbeiteten Madrigalen und Kunstliedern. Und dass der Jazz, der unsere wichtigste lebendige Erfahrung mit improvisierter Musik darstellt, gegenwärtig die meisten Interpretationen Alter Musik prägt, bringen sie nur auf den Punkt. Kurz: ein ehrliches Produkt für den modernen Entspannungs- und Nebenbeihörer, der hier aufmerksam zuhören kann, aber nicht muss.
Carsten Niemann, 22.11.2003
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