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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Vincenzo Ruffo, Claudio Monteverdi u.a.

Missa quarti toni, Madrigale u.a.

Le Poème Harmonique, Vincent Dumestre

Alpha/Note 1 039
(61 Min., 1/2003) 1 CD

Als Carlo Borromeo 1560 den Thron des Mailänder Erzbischofs bestieg, war es um die norditalienische Metropole nicht gerade himmlisch bestellt. Mit strengem Besen kehrte Borromeo daher zunächst durch die sündigen Gassen. Und brachte auch die Musik auf den vom Tridentiner Konzil vorgegebenen Kurs, mit dem weltliche Messkompositionen mit dem Bannstrahl belegt werden sollten. Die Reinigung von komplexen Stimmführungen und Harmonien zugunsten einer auf Textverständlichkeit und damit direkt in die Seelen hinein fahrenden Liturgie - daran hielt sich denn auch der Star-Komponist der Mailänder Gegen-Reformation, Vincenzo Ruffo, sowie der Dichter Aquilino Coppini. Beide stehen nun auch im Zentrum der Aufnahme "Nova Metamorfosi", die in Repertoire-Zusammenstellung und Wiederbelebung dieser Trouvaillen ein weiterer Meilenstein in der Diskographie von Le Poème Harmonique ist, diesem französischen Spezialisten-Ensemble für Alte Musik.
Während Vincenzo Ruffo in seiner Messe ganz nach dem Geiste Palestrinas komponierte, mit kontrapunktischer Archaik und homophon gesetzten Dialogen, sind die Bearbeitungen von Monteverdi-Madrigalen durch Aquilino Coppini ein zeitgemäßer, aber durchaus außergewöhnlicher Knicks vor den sakralen Kunstdogmen. In den weltlichen, schon mal anzüglichen Gesängen Monteverdis aus seinem vierten bzw. fünften Madrigal-Buch tauschte Coppini die Texte einfach gegen die religiöse Rhetorik aus. Was der Tiefe, dem Lodern der Madrigale jedoch nicht geschadet hat. Die Musik bewies da Rückgrat. Ungeheure Leuchtkraft entwickeln die Vokalisten von Le Poème Harmonique unter ihrem Leiter Vincent Dumestre nicht nur da. Auch in der Ruffo-Messe verbinden sie Strenge und Demut mit großzügiger Gestaltungsenergie. Die Balance von Stimme und Instrumenten ist von einer bestechenden Transparenz, dass die wundersam musikalischen und dramatischen Steigerungen plastisch bleiben. Während die Harmonien von jeglichem Zwang befreit werden und sich faszinierend in die Lüfte erheben dürfen.

Guido Fischer, 01.09.2007


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