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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Für das Birmingham Triennial Music Festival hat Sir Charles Villiers Stanford 1897 diese groß angelegte Vertonung der lateinischen Totenmesse geschaffen. Es handelt sich also um ein Auftragswerk für den Konzertsaal, nicht um eine liturgische Komposition – schließlich war Stanford auch Protestant und hat ansonsten eine Menge englischsprachige geistliche Musik für die anglikanische Liturgie geschaffen. Mit dem lateinischen Text des Requiems fremdelt er dennoch nicht, sondern legt seinem Werk sogar eine besonders üppige Textauswahl zugrunde: Neben der vollen Sequenz „Dies irae“ enthält sein Requiem auch das Graduale „Requiem aeternam/In memoria aeterna“, das im 18. und 19. Jahrhundert nur noch selten Bestandteil von Requiem-Vertonungen war.
So üppig ausgestattet und glanzvoll das englische Chorwesen zur Zeit der Entstehung des Werks war, so sehr profitiert das Wiederaufgreifen dieser nicht allzu oft gespielten Musik zum 125-jährigen Jubiläum des Stücks noch immer von dieser besonderen Chortradition: Die University of Birmingham Voices sind kein Profi-Ensemble, aber sie klingen beinahe wie ein solches; besonders die Frauenstimmen produzieren einen erstaunlich homogenen, geradlinigen und gut fokussierten Klang. Und die beiden weiblichen Soli, Carolyn Sampson und Marta Fontanals-Simmons, sind selbst Alumni der University of Birmingham. Bedauerlicherweise haben allerdings gerade sie mit Abstand das heftigste Vibrato, sodass viele Soloquartett-Passagen deutlich waberiger und unruhiger im Klang daherkommen als sämtliche chorischen Abschnitte. Tadellos ist die dirigentische Leistung: Zusammen mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra bringt Martyn Brabbins das monumentale Werk insgesamt sehr gut zur Geltung und vermittelt einen lebendigen Eindruck von der Reichhaltigkeit und dem Potential der britischen Laienchormusik-Tradition gestern wie heute.

Michael Wersin, 20.05.2023


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